Ein Wolf in buddhistischer Mönchskutte mit Engelsflügeln am Rücken, der die Waage der Justitia sowie eine darüber kriechende Schlange in Händen hält. Seltsam? Genau richtig. Und daher auch eine hervorragende Illustration dessen, was die Norweger von BENEA REACH auf ihrem Drittwerk "Possession" dem geneigten Hörer kredenzen.
Der Eckpfeiler des Sounds ist eine wilde Melange aus Modern Metal, Djent und Metalcore. Besonders progressive Rhythmen wie sie MESHUGGAH prägten, finden sich in nahezu allen Songs wieder. Ansonsten ist in jeder Hinsicht Vielfalt angesagt. Episch anmutende Melodien wechseln sich mit brachialen Riffs ab, schwelgerischer Gesang mit derben Screams, atmosphärische Parts ("Desolate") mit ungezügelter Hardcore-Attitüde ("Crown"). Dazu noch ein wenig Frauengesang, ein paar Keyboard-Farbtupfer sowie elektronische Spielereien und fertig ist der bunte Eintopf schwedischer Experimentalküche.
Rührt man nur kräftig genug, so erscheint selbst diese obskure Masse irgendwie homogen und geschmackvoll. Und so weiß "Possession" gerade durch die vielen verschiedenen Elemente, Überraschungen und unerwarteten Wendungen über weite Strecken zu gefallen. Der Nebeneffekt ist jedoch, dass trotz dem erkennbaren Bemühen nach prägnanten Hooklines, sich auch nach mehrfachem Hören quasi keiner der elf Songs im Gedächtnis festzusetzen vermag. Lediglich das gelungene "Empire" bildet an dieser Stelle eine Ausnahme.
FAZIT: Der große Wurf ist BENEA REACH auch mit Album Nummer drei nicht gelungen. "Possesion" verfügt zwar über viele gute Ideen und Ansätze, verliert sich aber immer wieder in zerfahrenem Baukasten-Songwriting. Wen jedoch genau dies anspricht, darf der Wertung bedenkenlos den ein oder anderen Zähler hinzuaddieren.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2013
Mikael Wildén
Ilkka Viitasalo
Martin Sivertsen, Andreas Berglihn
Andreas Berglihn
Marco Storm
Spinefarm Records / Soulfood
50:13
22.03.2013