Wenig Neues bei BENEDICTUM: Wie gehabt halten sich die Kalifornier um die stimmgewaltige Frontfrau Veronica Freeman für den einzig legitimen Anwärter auf den Metalthron. Und – ebenso wenig neu – scheitert der Vierer an diesem Vorhaben.
Zwar ist auch „Obey“, das mittlerweile vierte Album des Power-Metal-Kommandos, alles andere als schlecht. Es krankt aber wieder mal an denselben Umständen, die auch schon auf den ersten drei Scheibchen auftraten: Immer dann, wenn die Band aus allen Rohren schießt – und das tut sie nicht selten – überspannen sie den Bogen. Zerberstendes Glas, eine abgedrückte Pistole – die Geräusche, die die ersten beiden Songs einleiten, sind symptomatisch für den Ansatz der Amerikaner. Hauptsache laut, Hauptsache heftig, Hauptsache roh und unkontrolliert. Insbesondere Gitarrist Pete Wells und Sängerin Veronica überdrehen in solchen Momenten, lassen keinen Grashalm unzertrampelt. Was schade ist, denn im Mittelteil von „Obey“ hat sich manche Perle mit Tiefgang versteckt. Auch wenn „Evil That We Do“ ein wenig an einen ähnlich betitelten IRON-MAIDEN-Song erinnert, bildet er gemeinsam mit „Crossing Over“ und dem melancholischen „Cry“ (mit Gastvocals von Ex-BLACK-SABBATH-Sänger Tony Martin) die stärkste Phase des Albums, auch das abschließende „Retrograde“ zeigt, was BENEDICTUM zu leisten imstande sind, wenn sie mit Sinn und Verstand an die Songs herangehen.
FAZIT: Solange BENEDICTUM ihre Kräfte bündeln und vor allen Dingen kontrollieren, macht der düstere Mix aus JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, MANOWAR, CAGE oder SAVATAGE durchaus Spaß – zumal Veronica Freeman eine wirklich begabte Sängerin ist, die ihre Stimme variabel und kraftvoll einsetzen kann. Immer dann, wenn offensichtlich die Pferde mit der Combo durchgehen, bräuchte sie jemanden, der sie wieder einfängt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2013
Aric Avina
Veronica Freeman
Pete Wells
Rikard Stjernquist
Frontiers Records
51:16
29.11.2013