Auf BIRDS AND BUILDINGS lange vorbereiteter zweiter Scheibe bleibt weitgehend alles beim bunten Alten: Die Washingtoner Gruppe ist momentan nahezu die einzige, die den Fusion Prog der Siebziger (vornehmlich aus Canterbury) mit Elementen aus angrenzenden Gefilden anreichert und dabei irgendwie Indie-Flair versprüht, quasi als hätten sich Robert Wyatt und Steve Hillage in Röhrenjeans gezwängt und schlechte Seitenscheitel gekämmt.
Im Gegensatz dazu zeugt "Multiple Purpose Trap" in seiner Klangfülle und Zitierfreude offensichtlicher Einflüsse durchweg von Geschmack und klingt bei gleichzeitiger Stiltreue vor allem in den ersten beiden Dritteln erstaunlich kompakt (das kraftvollste Stück "Secret Service" versetzt MR. BUNGLE um ungefähr 30 Jahre zurück), nicht zuletzt aufgrund des forcierten Gesangseinsatzes in Chor-Manier. Dabei ist es nicht so, dass die Gruppe mit üppigen Texten für mein Eingängigkeit aufwartet; vielmehr platziert sie die Stimm-Arrangements gezielt dort, wo sie - man spürt es regelrecht - sein müssen.
Das fix in Free-Jazz-Gefilde abdriftende Opening "The Dumb Fish" steht dabei dem gemächlich aufgebauten Trip "East is Fort Orthodox" gegenüber, und das düster dramatische, am Ende zappaesk humorvolle "Horse-Shaped Cloud" nimmt den teuflischen Jahrmarkts-Irrsinn von "Miracle Pigeon" vorweg. Mit den letzten drei Stücken lassen BIRDS AND BUILDING den Frickel-Hund endgültig von der Kette: "Catapult" lässt an MAGMA mit Don Cherry an der Spitze denken, "Aviator Prosco" schlägt eine Brücke zwischen PINK FLOYD (erste Hälfte) sowie der Polyrhythmik von GENTLE GIANT (Schluss), und "Abominable Pelican" ist der Soundtrack zu einem Seventies-Exploitation-Streifen, der erst noch gedreht werden muss.
FAZIT: Der Überraschungseffekt von "Bantham To Behemoth" ist vielleicht nicht mehr gegeben, aber spannend bleiben BIRDS AND BUILDINGS auch weiterhin. Das Ensemble sucht mit seinem Soundtrack-Gefrickel vor analog archaischem Klanghintergrund stilistisch wie kompositorisch seinesgleichen und versprüht dabei ernsten Spaß - lange Freude garantiert.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2013
Brett d'Anon
Brett d'Anon, Dan Britton, Cliff Phelps, Chris West, Megan Wheatley, Miyuki Furnkawa
Brett d'Anon, Dan Britton
Malcolm McDuffie
Chris Fyhr (Geige), Brian Folkowski (Saxofon, Klarinette)
Just For Kicks
63:47
08.11.2013