Im amerikanischen Untergrund mag man sich aufgrund des dreisten SUMMONING-Klaus dieses Duos aus Utah einnässen, hierzulande dürften sich vornehmlich Nostalgische-Frühneunziger-Napalm-Alleskäufer von „Echoes Of Battle“ angesprochen fühlen.
CALADAN BROOD ziehen nicht Tolkien zu Rate, sondern vertonen Steven Eriksons „Das Spiel der Götter“ mit statisch programmiertem Drumcomputer, knurrigem Gesang, einem Keyboard-Orchester und Riffs aus der Black-Metal-Kreisklasse, vornehmlich im mittleren bis drögen Tempo. Das hat in der österreichischen Originalversion obskuren Schneid, klingt aufgebrüht aber kalkuliert und bewegt sich kompositorisch auf dünnem Eis. „City of Azure Fire“ streut einfältige Kadenzen und FALKENBACH-Klargesang mit ein, der uns auch später immer wieder auffallen wird (als einziges wiedererkennbares Element der jeweiligen Tracks), bevor es nachgerade schmalzig ausklingt, was auch in Anbetracht der durchschnittlichen Song-Länge von rund zehn Minuten Hörerqual verheißt.
Im Titelstück wird es einstweilen fordernder, wenn sekündlich Schlachtgeräusche erklingen. Diese werden allerdings von Plastik-Getröte konterkariert. Ob nun gerade Herr Schild oder Herr Schwert singt, ist eigentlich schnuppe, weil es den beiden nicht nur an stimmlichem Ausdruck mangelt, sondern auch an einem schreiberischen Repertoire, das diese ewig lange Klangkulisse rechtfertigen würde. Müßig zu erwähnen, dass es sich vielmehr um gewollte Soundtracks handelt als um griffige Stücke. Die Holzbläser-Arrangements wirken besonders während des melancholischen „Wild Autumn Wind“ (haben wir schon erwähnt, dass die Musiker melancholisch sind? Und melancholisch auch …) frech adaptiert und aus Europa importiert, wohingegen sich im zuerst lächerlich schunkelnden „To Walk the Ashes of Dead Empires“ endlich forschere Rhythmen hinzugesellen. Tatsächlich zählt dieser Song in seiner gewollten Ruppigkeit zu den Tiefpunkten einer Scheibe ohne Höhepunkte.
Mit „A Voice Born of Stone and Dust“ gelingt es CALADAN BROOD zwar besser, Härte hervorzukehren, aber so stimmig synthetisch und handwerklich klaglos (kein Wunder bei dem Minimalismus) dies alles umgesetzt wurde, kann man sich seiner Schlafhormone beim Hören nicht erwehren. Wenn die beiden Sound-Autisten ihrem Autorenidol am Ende über eine Viertelstunde hinweg mit relativ gesehen geballtem Einfallsreichtum huldigen („Book Of The Fallen“), haben sie tatsächlich kein einziges Mal Ambient-Stuss verzapft (remember ELFFOR?), aber zu entdecken gibt es bei aller Liebe zum Sujet viel zu wenig auf „Echoes Of Battle“.
FAZIT: Wer hat's erfunden? In diesem Fall die Österreicher. CALADAN BROOD sind ein schwacher Abglanz von SUMMONING, und wenn wir dies explizit schreiben, dann auch, weil das Duo dies ebenfalls zur Verortung der eigenen Musik tut. Sicher, es handelt sich um totale Nischen-Mucke, die man sich ob ihrer Seltenheit schönhören kann, aber das subjektive Urteil dieses Schreibers lautet: Salzburg statt Salzsee.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.02.2013
Shield Anvil, Mortal Sword
Shield Anvil, Mortal Sword
Shield Anvil, Mortal Sword
Shield Anvil, Mortal Sword
Shield Anvil, Mortal Sword
Northern Silence / Eyes Like Snow
71:19
15.02.2013