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Callejon: Man spricht deutsch

Stil: Melodic Death Metal / Metalcore

Cover: Callejon: Man spricht deutsch

Meine sehr verirrten Damen und Herren, wir präsentieren an dieser Stelle das Stimmungsalbum des Jahres. Begrüßen sie jetzt mit uns und mit einem tosenden Applaus KALLEJON - mit K wie Krawall. Denn die Amtssprache ist deutsch, wie der Albumtitel "Man spricht deutsch" es klar macht. Auf dem Album prangt der Bundesadler und umschließt das Blitzkreuz, die Nationalfarben schwarz-rot-gold sind nur zu erahnen. CALLEJON machen ein Album in ihrer Muttersprache und covern elf (bzw. 13 in der Premium Edition) - nun ja, man muss es wohl so sagen - Klassiker des deutschen Pop und Rock. Ohne Rücksicht auf Peinlichkeiten, dafür mit so viel Schmiss, dass man kaum stillsitzen kann.

Fangen wir mit den vermeintlichen Peinlichkeiten an. TIC TAC TOE, TOKIO HOTEL, SIDO, DIE PRINZEN, SPORTFREUNDE STILLER - sie alle wurden von CALLEJON durch den Metalcore-Wolf gedreht. Mit unerwartet guten Ergebnissen. So ist "Durch den Monsun" nämlich eigentlich nichts anderes, als eine unpeinliche, leicht melancholische, in den Strophen schwere Rocknummer. "Ich find dich scheiße" hat man zusammen mit K.I.Z. eingerotzt und wenn man auf den Text achtet, stellt man fest, dass er von zeitloser Aktualität ist. Die Kombination von Rap und Metal erinnert hier an MEGAVIER - falls sich noch jemand daran erinnert. Mit zunehmender Spielzeit dreht die Nummer sogar richtig auf. "Alles nur geklaut" hätte eigentlich an den Anfang des Albums gemusst, denn dieser ekelhaft hartnäckige Ohrwurm repräsentiert das Albumkonzept mit einem ironischen Augenzwinkern - und wieder muss man feststellen, dass auch dieser Text erstaunlich aktuell ist, wenn man sich in der heutigen Musikszene mal umschaut. Die SPORTFREUNDE STILLER machen "Ein Kompliment" - aus der belanglosen Nummer holen aber auch CALLEJON nichts mehr raus. Im Gegensatz zu "Mein Block", dem Song, der SIDO berühmt gemacht hat. An dieser Brachialversion dürfte jeder Hardcore'ler seine hüpfende Freude haben und sich an die 90er erinnert fühlen - "Judgement Night" heißt das Stichwort.

Kommen wir zu den Songs und Bands, die man üblicherweise nicht belächelt und bleiben wir beim deutschen HipHop. Mit "MfG" zeigten DIE FANTASTISCHEN VIER damals eindrucksvoll auf, wie kreativ man mit der deutschen Sprache umgehen kann - trotzdem macht "Mein Block" mehr Spaß, als diese Version von "MfG". Ob man FETTES BROT jetzt zu den peinlichen oder unpeinlichen Bands zählt, ist Geschmackssache, das "Schwule Mädchen"-Cover ist jedenfalls ganz amüsant und groovt fett. Spannend wird es bei "Alles neu", im Original von dem Mann, der das beste deutsche Pop-/HipHop-Album der letzten zehn Jahre gemacht hat, nämlich PETER FOX. In der ungewöhnlich gespielten Nummer wirken die repetitiven Gitarren beinahe hypnotisierend - klar der ungewöhnlichste Beitrag auf diesem Album. DIE TOTEN HOSEN werden mit "Hier kommt Alex" gewürdigt - wobei die K-Variante auch nicht härter ist, als das eh schon recht aggressive Original. Hier wäre vielleicht ein anderer Hosen-Song besser gewesen - oder weniger Klargesang. DIE ÄRZTE dürfen da natürlich nicht fehlen und "Schrei nach Liebe" eröffnet den bunten Reigen. Und macht klar, dass man CALLEJON ganz bestimmt keine Deutschtümelei vorwerfen kann. Bela B. trällert im Refrain mit und in der Melodic-Death-Variante gewinnt der Song ordentlich dazu. Lediglich mit einem Stück wagen sich CALLEJON dann noch zurück in die 80er - das "Major Tom" in einer Metalvariante mit einem so geilen Riff aufwartet, hat man auch nicht unbedingt erwartet. Auch eine überaus gelungene, thrashige Umsetzung also. In der Premium Edition gibt es noch die Songs "Chicago" (von CLUESO) und BLÜMCHENs (!) "Boomerang" als Bonus.

FAZIT: "Man spricht deutsch" macht fast durchgehend jede Menge Spaß und dürfte auf so mancher Party für ein Hochkochen der Stimmung sorgen. Ein mehr als gelungenes Experiment, dass CALLEJON hier mit viel Enthusiasmus angegangen sind. Und dass die Jungs sich auch jede Menge Gedanken über die Songauswahl gemacht haben, merkt man ebenfalls. Wäre mal spannend zu erfahren, welche Songs es letztlich nicht in die engere Auswahl und warum geschafft haben. Zwölf Zähler gäbe es, wenn Coveralben benotet würden.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2013

Tracklist

  1. Schrei nach Liebe feat. Bela B.
  2. Schwule Mädchen
  3. Alles neu
  4. Ich find dich scheiße feat. K.I.Z.
  5. Durch den Monsun
  6. Mein Block
  7. Ein Kompliment
  8. Hier kommt Alex
  9. Major Tom
  10. MfG
  11. Alles nur geklaut

Besetzung

  • Bass

    Thorsten "Totti" Becker

  • Gesang

    Bastian "BastiBasti" Sobtzick

  • Gitarre

    Bernhard "Bernie" Horn, Christoph "Kotsche" Koterzina

  • Schlagzeug

    Maximilian "Kotze" Kotzmann

Sonstiges

  • Label

    Four Music/Sony

  • Spieldauer

    39:14

  • Erscheinungsdatum

    11.01.2013

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