1993 kam "The Book Of Truth" über Modern Primitive Records heraus, 2013 streben die damaligen Jugendlichen eine unnötige Reunion für zwischendurch an: CEREMONIAL OATH waren die Brutstätte beziehungsweise das Interims-Betätigungsfeld von Musikern, die mit IN FLAMES, TIAMAT und HAMMERFALL, um nur wenige zu nennen, von sich reden machten.
In erster Linie trägt dieses Konzeptalbum die frühe Handschrift von Oscar Dronjak, der zwei Jahre später mit CRYSTAL AGEs „Far Beyond Divine Horizons“ einen etwas weniger rohen Höllenritt auf ähnlich gewollt technischer Höhe hinlegen sollte. Darauf wie hier kaschiert der Gitarrist und Gallespucker sein noch juvenil unbedarftes (lies: kopfloses) Songwriting mit manischer Geschwindigkeit („Only Evil Prevails“) und nicht immer aufgehenden Breaks. Das frühe Demostück „For I Have Sinned – The Praise“ allerdings trumpft in der Album-Version neben einer Erzählerstimme auch mit einer simpel eingängigen Rumpfmelodie auf, und die Solos des rhythmisch differenzierteren „Enthroned“ deuten schon auf spätere Harmonieseligkeit hin. „Thunderworld“ lässt sich mit etwas Fantasie sogar als Faustrecker im Sinne von ACCEPT deuten, sieht man von den zahlreichen Wendungen in der instrumental bestimmten zweiten Hälfte ab. Der Gesang bleibt wie bei vielen frühen Schweden zwischen Black, Death und Thrash ausdruckslos und praktisch ein zusätzliches Mittel zum Krachschlagen.
Das Bandnamen-Stück „Ceremonial Oath“ reüssiert als Ausnahme im mittleren Geschwindigkeitsbereich, und hört man das Titelstück und den nachgerade progressiven Rauswerfer „Hellbound“ mit der heutigen Arbeit des Hauptkomponisten im Hinterkopf, mag man kaum glauben, dass es dieselbe Person ist. Dronjak hat später nie wieder so hart am Limit gespielt; was Sturm und Drang nicht alles vollbringen können …
Um diese Wiederveröffentlichung auf zwei CDs zu strecken, haben sich Century Media nicht lumpen lassen und die beiden in den Jahren vor der Produktion des Albums (dem 1995 noch eines folgte, „Carpet“ mit Anders Fridén am Mikrofon) entstandenen Demos beziehungsweise EP-Stücke hinzugefügt, welche einige der Kompositionen im Frühstadium zeigen. Grenzwertig bis indiskutabel sind allerdings die Stücke der Vorband DESECRATOR (von den Tapes „Black Sermons“ und „Wake The Dead“), in der sich Dronjak mit albern wirkendem Sprechgesang und schiefen Solos vor rhythmisch primitivem Simpel-Thrash bloßstellt. Für den Spurensucher stellt diese Aufbereitung nichtsdestoweniger eine notwendige Anschaffung dar.
FAZIT: CEREMONIAL OATH spielten auch aus heutiger Sicht handwerklich beachtlichen Death Metal mit eigensinnigen Strukturen, an welchen der Zahn der Zeit teilweise genagt haben mag, doch angesichts des weiteren Werdegangs der Protagonisten, zumal als Zeugnis der metallisch anders als vom Szene-Feuilleton kolportiert hochinteressanten Neunziger, sollte man „The Book Of Truth“ in welcher Form auch immer kennen, um zu verstehen, wie der heutige Death Metal skandinavischer Machart überhaupt zustande kommen konnte.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2013
Jesper Strömblad
Oscar Dronjak
Oscar Dronjak, Anders Iwers
Markus Nordberg
Century Media / EMI
88:56
25.01.2013