Nach der "Chaos"-EP, einem kleinen Ausrufezeichen, setzen diese Briten mit ihrem ersten Album ein großes in Sachen Heavy Metal (!), wie er typischer für ihr Land nicht sein könnte und nur noch selten mit solcher Qualität geboten wird.
Dabei gehen CHAOS ASYLUM nicht unvorbelastet an ihre Musik, denn Laverick und Brewis verdingten beziehungsweise verdingen sich immerhin bei SATAN und BLITZKRIEG, auch wenn sie dort nicht zu den tragenden Mitgliedern gehören. Von den Altmeistern gelernt haben sie jedoch auf jeden Fall, und was sie aus ihren Kenntnissen gemacht haben, wurde in ein druckvolles Klangkorsett gehüllt, das "Into The Black" auf der Höhe der Zeit knallen lässt. Rasende Unisono-Parts (Titelsong, das thrashige "Born Survivor") sind eher die Ausnahme und deuten die Klasse der Instrumentalisten an, denn düsteres Midtempo mit atmosphärischen Keyboards ("Reign Of Terror") und sogar zäher Stoff wie "Breakdown" sind das eigentliche Metier der Gruppe.
Das bissige Doppel aus "Kill Or Be Killed" und "The Decider" lockert diesen Reigen zusätzlich auf, aber dass so gut wie alle Tracks für sich stehen und speziell durch ihre fabelhaften Refrains glänzen ("A Legend Now"), beweist eindeutig, dass reüssieren im gedrosselten Tempo , was die Großen vom hastig grellen Durchschnitt unterscheidet. "Ready And Waiting" täuscht andererseits eine Ballade an, stellt sich jedoch als fabelhafter Melodic Rocker ohne Plüschpolster heraus. Der Vergleich mit JUDAS PRIEST (McManus beherrscht das gerollte R in Rob Halford sehr gut) liegt nahe und ist wohl in jüngster Zeit bei keiner anderen Band so zutreffend gewesen. "The Storm" nach seinem sinnigen Intro "The Calm" stellt eines der verspielteren Stücke dar und forciert die Abwechslung im gegebenen Rahmen.
Obwohl die Inhalte der Songs typisch Metal sind ("Spiritual Guidance"), wirken die Texte weder plump noch wie bloße Makulatur, da sie im Brustton der Überzeugung und mit klarer Aussprache (ungemein wichtig, was so viele Verlegenheitssänger vernachlässigen) vorgetragen werden. Beim mehrmaligen Hören staunt man über die Nachhaltigkeit dieser eigentlich prosaischen, altbekannten Spielart, doch Songs und Umsetzung haben es schlichtweg in sich. CHAOS ASYLUM gehört eine Zukunft, die sich hoffentlich auch abseits Skandinanviens abspielt, wohin schon viel zu lange alle Welt ausschließlich schielt.
FAZIT: An "Into The Black", einer rechten Wiedergeburt des britischen Stahls, erkennt man, wie viel die labbrigen True-Metal-Kinder von heute noch lernen müssen, ob sie nun ENFORCER oder ATTIC heißen, und wie dröge die neue SAXON ist. Wer klassischen Metal modern interpretiert hören möchte, statt ihn sich von Hypes vergällen zu lassen, findet in CHAOS ASYLUM eine Wachablösung für die allmählich abdankende (sehen wir den Tatsachen ins Auge) Altenriege.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2013
Josh Sowden
Martin McManus
Guy Laverick, Col Dixon
Phil Brewis
Eigenvertrieb
50:40
19.04.2013