Am 26. Juli 2012 gastierte Chris Duarte in Trio-Konstellation in Tokio - hier ist der Mitschnitt des Konzerts, das musikalisch über jeden Zweifel erhaben war ... bloß dass Shrapnel wie üblich eine reichlich schäbig aussehende und schwach bestückte (Booklet? Fehlanzeige) Doppel-CD davon auf den Markt werfen. Der Liebe zum Sujet, die der Künstler hervorkehrt, wird man so beileibe nicht gerecht ...
... genauso wenig wie mit dem bescheidenen Sound, dem man Bootleg-Nichtqualitäten attestieren muss und der sich definitiv nicht mit Vokabeln wie "roh" oder "authentisch schönreden lässt. Sehen wir darüber hinweg, bleiben interessant wie zweckgerecht arrangierte Covers wie Freddie Kings "Hideaway" als schmissiger Shuffle als sinnvoller Opener, "Do The Romp" von Junior Kimbrough, Leon Russells Funk "Big Legged Woman", Dylans "One More Cup Of Coffee", "People Say" von den Neville Brothers in einer elfminütigen Monster-Version und ein ebenfalls fabelhaft interpretiertes "Alabama" von John Coltrane, mit dem der Blues Rocker seine Vorliebe für den Jazz hervorkehrt.
Davon hört man ansonsten jedoch wenig, denn bekanntermaßen agiert das Trio sehr traditionell, sodass etwa das fuzzy "Riding" oder der Boogie "Still I Think Of You" vom Album "396" maßgeblich für den Stil von Duarte beziehungsweise dessen Eckpfeiler stehen. Dabei deckt der Künstler logischerweise seine gesamte Karriere ab, ob er nun "Sundown Blues" vom 2010er Paradewerk"Infinite Energy" bietet, das zehn Jahre alte "Like Eric" (von "Romp") hervorkramt oder den "Bottle Blues"vom vorletzten Album "Blues In The Afterburner" fulminant ins (praktisch nicht hörbare) Auditorium klatscht.
Das ausladende "Hard Mind" zählt neben dem berührenden "Hold Back The Tears" zu den Höhepunkten eines dynamisch gestalteten Programms, das trotz seiner üppigen Spielzeit selten die obligatorische Zwölftakt-Langeweile aufkommen lässt. Speziell die Gesangsnummern der Group sind gehobene Kunst, also sollte man im Zweifelsfall, so man kein Diehard-Fan ist, zu den Studioalben greifen.
FAZIT: "Live" ist genau dies - ein Konzertmitschnitt in dürftiger Aufmachung und mit schlechtem Sound ausgestattet. So tut man sich keinen Gefallen, auch wenn Chris Duarte für sich genommen eine echte Hausmarke ist, was harten Blues Rock betrifft.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.12.2013
Yoshi Ogasahara
Chris Duarte
Chris Duarte
Jack Jones
Shrapnel
114:34
08.11.2013