Osnabrück? Bei der Nennung der niedersächsischen Metropole erntet man regelmäßig kaum mehr als Schulterzucken. Intellektuelle kennen vielleicht die Universität oder das Felix-Nußbaum-Haus, Fußballinteressierte den ortsansässigen, notorisch klammen und nach großer Bühne dürstenden VfL, Historiker die Rolle Osnabrücks im Westfälischen Frieden, Autoromantiker den ehemaligen Autobauer Karmann (heute in Händen von VW), Nachrichtenjunkies die Neue Osnabrücker Zeitung – doch für was steht Osnabrück darüber hinaus? Gut möglich, dass in gar nicht mal so weiter Zukunft bei der Nennung der Friedensstadt die Frage kommt – „Osnabrück? Ist das nicht die Heimat von CHRISTIAN STEIFFEN?“
Gut, heute, jetzt wird eher die Frage kommen „Christian WER?“. CHRISTIAN STEIFFEN ist bereits seit einigen Jahren fester Teil der Osnabrücker Musikszene, kann auf eine eingeschworene Fangemeine zählen, die bei seinen Auftritten von Kirmeszelt bis Discobühne an seinen Lippen hängt. Die Lieder, die der Schlagerbarde dabei zum Besten gibt, entsprechen exakt denen, die jetzt auf STEIFFENS Debüt „Arbeiter der Liebe“ stehen.
Die 14 Songs pendeln zwischen Disco, Pop, Schlager, Liedermacher, Marschmusik und Chanson, decken ein ziemlich breites Spektrum ab, regen meistens zum Schmunzeln an, sind manchmal sogar richtig lustig („Ich hab dir den Mond gekauft“), hin und wieder glitschig-infantil („Sexualverkehr“), auf jeden Fall aber meistens großartige Unterhaltung. Der mitreißende Videohit „Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt“ (Youtube-Suche lohnt sich!), das bereits erwähnte „Ich hab dir den Mond gekauft“ mit Reinhard-Mey-Gedächtnis-Strophen, das großartig schmierige „Wie gut, dass ich hier bin“), der Titeltrack, der vor 30 Jahren Dieter Thomas Heck in den Wahnsinn getrieben hätte und so ziemlich jeden deutschen Schlagerfuzzi ganz schön alt aussehen lässt, das programmatisch betitelte „Ich fühl mich Disco“ oder „Mein bester Freund“, das im Grunde genommen die komplette Bibel ersetzt – nur einige der Höhepunkte auf „Arbeiter der Liebe“.
FAZIT: „Arbeiter der Liebe“ gehört in jeden deutschen Haushalt. Damit es endlich – so stand es zumindest kürzlich in einer Plattenkritik über CHRISTIAN STEIFFEN – Menschen gibt, die CHRISTIAN STEIFFEN noch mehr lieben als CHRISTIAN STEIFFEN selbst. Und wenn es mit der Musikerkarriere wider Erwarten nichts gibt, kann CHRISTIAN STEIFFEN immer noch in die Politik gehen – bei der 2013-Wahl zum Osnabrücker Oberbürgermeister (Slogan: „Ich für uns“) verfehlte der Sänger nur knapp (um gut 43 Prozent) den Sieg. Mehr Stimmen als für den FDP-Kandidaten konnte STEIFFEN jedenfalls schon mal sammeln – auch wenn das im Jahr 2013 ja nicht mehr eine so große Leistung ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2013
Christian Steiffen
Warner
50:20
11.10.2013