Knapp zwei Jahre haben sich die Taiwanesen CHTHONIC Zeit gelassen, einen würdigen Nachfolger für „Takasago Army“ einzuspielen. Und das Warten hat sich gelohnt.
Ganz große Kursänderungen hat es bei dem sympathischen Quintett nicht gegeben, aber die Herren haben mit ihrer Dame an den Feinheiten gearbeitet. Für diejenigen, denen diese Band noch unbekannt sein sollte zunächst das Grobe: CHTHONIC spielen symphonischen Black Metal, den man sicher irgendwo in der Nähe von CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR ansiedeln kann.
Die Feinheiten: CHTHONIC sind Taiwanesen, die den Hörer mit ihrer Musik die Geschichte Taiwans nahebringen wollen, die durch Unterdrückung und einen bis heute nicht geklärten Status im Völkerrecht gekennzeichnet ist. Auf „Bú Tik“ geht es konkret um den Aufstand vom 28.02.1947, in dessen Folge zwischen 10000 bis 30000 Menschen ihr Leben verloren.
Aber ihren Geschichtsunterricht betreiben CHTHONIC nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einer sehr eigenen Variante von Black Metal, die zunehmend auch über den Tellerrand schaut und Spielarten wie Thrash oder Death Metal in sich aufsaugt. Aber gerade auf „Bú Tik“ sind die symphonischen Keyboard-Passagen etwas in den Hintergrund getreten und weichen zunehmend den asiatischen Einflüssen, die beispielsweise perfekt in „Defenders Of Bú Tik Palace“ zum Tragen kommen, aber auch die Gitarren-Soli haben durchgehend einen leicht fernöstlichen Einschlag in der Melodieführung. Auch songwriterisch haben CHTHONIC einen Schritt nach vorne gemacht und legen einen beinahe epischen Songaufbau an den Tag, der von stetigem Fluss geprägt ist.
Wie detailverliebt die Band hierbei zu Werke geht, zeigt schon das comicartige Cover, das aber ein Foto ist, welches drei Menschen und einen Roboterarm miteinander vereint und die Tatsache, dass man für den Videodreh für „Defenders Of Bú Tik Palace“ zunächst einmal vier Wochen Unterricht in Martial Arts nahm, um letztendlich recht zerschunden die Aufnahmen zu überstehen.
FAZIT: CHTHONIC sind eine Black Metal Band mit Hirn und Anliegen, die ihre Visionen detailliert umsetzt. Und das bedeutet im Klartext eine Fusion von europäischem Black Metal mit starken fernöstlichen Einflüssen, die perfekt integriert werden. Daumen erneut hoch.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2013
Doris Yeh
Freddy Lim
Jesse Liu
CJ Kao
Dani Wang
Erhu – Freddy Lim
Spinefarm Records
40:46
31.05.2013