Auf ihrer Debüt-EP bieten diese Melbourner herkömmlichen Progressive Metal im Stile mittlerer FATES WARNING und ähnlich gelagerter Gruppen. Der Neunziger-Vibe auf "Blink Of An Eye" ist fast erfrischend akut.
Die Musiker versteifen sich auf überwiegend getragenes Material mit entsprechend fließenden Keyboard-Linien und weniger Kapriolen welcher Art auch immer. Stattdessen stehen Melodien im Brennpunkt, die gerade Sänger Adrian wie Ray Alder in tiefen Lagen klingen lassen. Er ist derjenige, dem das Bereitstellen der Hooks zufällt, während Holley tatsächlich nur im Hintergrund agiert. Dafür bieten die beiden Gitarristen bei ihren geschmackvollen Trade-offs allerdings nahezu in jedem Song ein Fest für die Ohren.
Weisen die ersten beiden Stücke leichte Überlänge auf, sprengt "No Return" als mittig gesetzter Fixstern den Rahmen von zehn Minuten. Es beginnt mit einem verschlungen atmosphärischen Lead und entwickelt sich rasch zu einer hypothetischen B-Seite von DREAM THEATERs zweitem Album. Die Strophen wirken sachte von der Rhythmusgruppe unterfüttert verdrossen, und kommt der gluckernde Synthesizer hinzu, nimmt die Chose einen tragischen Charakter an. Die instrumentalen Passagen zählen zum virtuosesten, was CIRCADIAN PULSE zu bieten haben, aber ihre Songdienlichkeit machen sie sich dadurch nicht selbst abspenstig.
Solche oder andere Einzelheiten wie der Sitar-Effekt während des minimalistisch riffenden "Hourglass" halten die Aufmerksamkeit des Hörers aufrecht und erleichtern das Finden jener letztlich den entscheidenen Faktor ausmachenden Melodien. Gerade in der finalen Ballade "Without Love" - die Band hat ein Händchen fürs ausdrücklich nicht Abgeschmackte - zahlen sich selbige aus.
FAZIT: Zuweilen tönen CIRCADIAN PULSE etwas zahm und blass, aber genau dies kennt und schätzt man von beziehungsweise an Gruppen wie DIVINE REGALE, THE QUIET ROOM, ENCHANT (siehe EP-Titel) und dergleichen, die heuer zu einer ausgestorbenen Spezies zählen. "The Blink Of An Eye" ist ein guter erster Schritt in Sachen zeitloser Prog-Melancholie.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2013
Simon D'Alfonso
Adrian Sofia
Stephen Stergiadis, Bzen Byanjankar
Dave Holley
Eigenvertrieb
30:32
26.12.2012