Mike IX Williams (EYEHATEGOD) Scott Kelly (NEUROSIS) Bruce Lamont (YAKUZA), Sanford Parker (NACHTMYSTIUM, MINSK) treten vor Seward Fairbury, dem Hauptprotagonisten von CORRECTIONS HOUSE, in den Hintergrund. Nach einer Single als Vorgeschmack zeichnet das Quartett auf seinem Debüt auf experimentelle Weise ähnliche Bilder, wie sie es mit ihren eigentlichen Betätigungsfeldern tun.
Das Mantra "the travel of the stone" im Opener, der von industriellem Doom mit melodischem Gesang schließlich zum kratzigen Treiber wird, lässt sich auf die Musik von CORRECTIONS HOUSE insgesamt übertragen: Ungut Ding will Weile haben, also schälen sich Strukturen nur sehr langsam aus dem Ideenmaterial der Künstler, die hier weniger als Musiker auftreten als Statements sowohl persönlicher als auch politisch motivierter Natur abgeben, letzteres vor allen Dingen im religiöse Eiferer ansprechenden Titelstück ("one big happy family with a passion for bloodshed") sowie dem zehnminütigen Outro, das Soundscapes und eine Spoken-Word-Performance verbindet.
Kelly ist es letztlich, der für relativen Zusammenhang sorgt, vornehmlich im ruhigen Doppel aus "Hallows Of The Streams" (Anspieltipp) und "Run Through The Night", einer Art Fabrikjazz Noir und stark an den Solo-Werken des Sängers orientiert. Trostlosigkeit und Verzweiflung sind hier wie überall sonst auf "Last City Zero" zu spüren, Wut dann insbesondere bei "Bullets And Graves", eine Art von Hardcore mit monotonem Techno-Beat und Lamonts lärmendem Saxofon.
"Party Leg And Three Fingers" schrammt hart am Drone, "Dirt Poor And Mentally Ill" fällt recht songdienlich, wenn auch dissonant aus und würde auch bei GODFLESH funktionieren, wiewohl dieser Einstand stilistisch weiter gefasst und nicht für jedermann gedacht ist. Gerade in den USA wird man ihn wie alles, was von Neurot stammt, vorbehaltlos als große Kunst abfeiern; die Wahrheit liegt nicht nur in diesem Fall ein bisschen weiter unterhalb dieser hohen Bewertungslatte.
FAZIT: Industrial Sludge und Ambient werden von CORRECTIONS HOUSE mit langem Atem zu einem Soundtrack urbaner Verkommenheit verbunden. "Last City Zero" ist kein ungenießbares Pseudo-Avantgarde-Album, aber ambitionierter Krach mit Song-Elementen, für den man als Hörer von Musik (!) gemacht sein muss, um ihn wertzuschätzen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.10.2013
Mike Williams
Scott Kelly
Sanford Parker
Bruce Lamont (Saxofon)
Neurot / Cargo
46:49
25.10.2013