Kaum eine Band ist so fleißig wie CRYSTAL VIPER: In zehn Jahren ist „Possession“ bereits das fünfte Studioalbum der polnischen Reinheitsgebots-Metaller um Frontfrau und Aushängeschild Marta Gabriel.
Wie gehabt bietet die Band auf „Possession“ eine Mischung aus klassischem Heavy Metal á la JUDAS PRIEST, JAG PANZER (Gastauftritt von Harry Conklin!) und SACRED STEEL sowie regelmäßig eingestreuten dunklen – die gelegentlich die Grenzen zum Wahnsinnigen überschreiten – Parts in der Machart früher MERCYFUL FATE.
Dabei ist der Auftakt zu Album Nummer fünf alles andere als optimal. Nach dem Intro „Zeta Reticuli“ klingt die Band in „Voices In My Head“ zunächst so, als seien Sängerin Marta und der Rest der Band zur Aufnahme für unterschiedliche Alben aktiv gewesen, so voneinander entrückt klingen Vocals und Instrumente. Auch das folgende, hektische „Julia Is Possessed“ gerät mit windschiefem Refrain und dünnem Drei-Männchen-Chor unfreiwillig komisch. Glücklicherweise sind das die beiden einzigen Ausfälle auf „Possessed“, das anschließend alle Stärken der Band bündelt: Die Band findet die richtige Balance aus brachialen Riffs, teilweise hektischen Arrangements und unaufdringlichen Melodien, die niemals kitschig klingen. Marta Gabriel singt wieder einmal hochgradig abwechslungsreich, beherrscht sowohl hohe Schreie, friedhofskompatibles Gekrächze, kraftvolles Röhren und manische Beschwörungen – ganz zu schweigen von ihrer melodischen Seite. Auch die Songs bieten die mittlerweile gewohnte Abwechslung zwischen düster-manisch und mitreißend-melodisch – sieht man einmal vom erwähnten Auftakt-Doppel ab.
FAZIT: Klassischer Heavy Metal, der auch auf Album Nummer fünf immer noch frisch und unverkrampft klingt und eine Sängerin bietet, die ihresgleichen sucht. Old school to the bone.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.12.2013
Michal Badocha
Marta Gabriel
Andy Wave, Marta Gabriel
Golem
AFM Records
45:07
13.12.2013