Wer sich „Bringer Of Light“ ohne Vorkenntnisse bezüglich der Herkunft der Band anhört, wird vermutlich eines ausschließen: Dass die Combo aus England kommt. Doch genau das ist der Fall, sieht man mal von Sänger Pelle K ab, der gebürtiger Norweger ist. Die Art von symphonischen Metal, die die DAMNATION ANGELS spielen, verortet man ansonsten eher in, nun ja, Norwegen, Deutschland, Finnland oder Italien. Sei‘s drum, auch wenn die DAMNATION ANGELS einen völlig UK-untypischen Stil spielen, werden sie in ihrer Heimat mal wieder als next big thing gehandelt. Logisch, durch dieses Stahlbad völlig übertriebener Erwartungen muss wohl jede britische Band.
Und auf dem europäischen Festland wird es nur die wenigsten überraschen, dass auch diese Combo diese Latte reißt. Natürlich, möchte man hinzufügen. Nun sollte man sich hierzulande aber nicht die Erwartungshaltung der britischen Musikszene zu eigen machen, sondern die Band als das betrachten, was sie ist: Ein Newcomer, der mit „Bringer Of Light“ ein durchaus gutes Full-Length-Debüt auf den Markt bringt.
Die Inspirationsquellen der Briten sind relativ leicht nachzuvollziehen: NIGHTWISH, AVANTASIA, PAGAN’s MIND, RHAPSODY. Und vor allen Dingen KAMELOT. Die scheinen insbesondere in punkto Theatralik und Opulenz durch, was sich überdeutlich im besten Stück des Albums zeigt. Der Zehnminüter „The Longest Day Of My Life“ zieht alle Register des Symphonic Metals, bietet einen einprägsamen Refrain, viel Tempoabwechslung, starke Gitarrenarbeit und präsente, aber nicht übertrieben akzentuierte Keyboardparts.
Anschließend allerdings agieren die Briten eine Spur zu selbstverliebt und theatralisch. Sänger Pelle hat zwar eine erstklassige, hohe Stimme, verliert sich aber zu sehr in schmachtenden Tonlagen, die auch nicht immer zu den teilweise doch recht schwermetallisch riffenden Gitarren passen wollen. Mit einer echten Orchestrierung heben sich die Fünf zwar wohltuend vom Dosensound der Konkurrenz ab, doch was nutzt es, wenn die Songs sich hinter massiven Streichern statt massiven synthetischen Klängen verschanzen? Dass die DAMNATION ANGELS ein Stück von METALLICA covern, ist erst einmal wenig aufregend, doch die Tatsache, dass man sich ausgerechnet „No Leaf Clover“ vom schauderhaften „S&M“-Werk ausgesucht hat, ist dann andererseits doch wieder fast schon sympathisch. Brauchen tut man allerdings den Song weder im Original noch in der hier gebotenen Version.
FAZIT: Auch wenn der letzte Absatz ein anderes Bild zeichnet: Schlecht ist „Bringer Of Light“ keinesfalls. Das Debüt der Band gut, hat wirklich starke Momente, die allen Fans der oben genannten Bands sicher gefallen werden. Potenzial für die Zukunft ist fraglos vorhanden, beim nächsten Album darf es dann allerdings eine Spur dezenter und weniger opulent zugehen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2013
Stephen Averill
Pelle K
Will Graney
Dawn Trigg
John Graney
Massacre Records
57:33
22.02.2013