Komischerweise gelten DARK FUNERAL noch als halbwegs true, während DIMMU BORGIR sich spätestens seit "Puritanical Euphoric Misanthropia" (2001) Verrat vorwerfen lassen müssen. Dabei gehen beide Bands ähnlich plakativ zu Werke. Mit einigen Industrial-Riffs und etwas Keyboard-Kleister wären DARK FUNERAL vollends beim Bubble Gum Black Metal angelangt. Der große Unterschied zwischen beiden Bands: DIMMU BORGIR haben in ihrer Dunkel-Kitsch-Küche auch mal wirklich Großes zusammengebraut. DARK FUNERAL hingegen tischen Album für Album die gleiche schale Suppe auf. Zum 20. Geburtstag der Band werden die drei letzten Alben wieder aufgewärmt.
"Attera Totus Sanctus" (2005) ist Nummer 2 in der Reihenfolge der Wiederveröffentlichungen. Im direkten Vergleich zum Vorgänger "Diabolis Interium" (2001) ist der Sound nicht ganz so kristallklar und die Vocals von Magus Caligula kommen um einiges eintöniger rüber. Wo auf "Diabolis Interium" noch in allen Varianten gekeift und gegrowlt wurde, beschränkt sich der Mann hier auf ein irres, kaum menschlich klingendes Gebrüll zwischen wütendem Hund und Schwein auf der Schlachtbank. Das klingt erst einmal etwas unheimlicher als bisher, nutzt sich allerdings nach drei Songs ab und ist auf dem langsameren "Atrum Regina" kaum erträglich.
Auch textlich bewegen sich DARK FUNERAL auf "Attera Totus Sanctus" an der Schmerzgrenze: "Guilty or not, you're full of shit./Spreading your lies that too many believes./You are a fake, and I know the truth./I know your name and your god I do hate" ("Godhate"). Satanismus für Elfjährige.
Positiv hervorzuheben ist das wie immer wahnsinnig tighte Drumming von Matte Modin, der inzwischen aber, wie auch Magus Caligula, nicht mehr dabei ist. Auch die melancholischen Leads im Hintergrund fallen angenehm auf, da sie dem ansonsten recht stumpfen Gekloppe eine DARK FUNERAL-untypische Tiefe verleihen ("King Antichrist", "666 Voices Inside"). Fehlt dieses Detail, sind die Songs ziemlich uninteressant: Schnell muss es sein, wie immer bei DARK FUNERAL. Alles andere ist Nebensache.
Die Neuauflagen der letzten drei Alben mit bisher unbekanntem Material auszustatten, war wohl ebenfalls Nebensache. So finden sich auf "Attera Totus Sanctus" neben einer Instrumentalversion des schleppenden "Atrum Regina" noch eine 8 Jahre alte Wiederaufnahme von "Open the Gates" (ursprünglich auf der Debüt-EP "Dark Funeral" (1994) vertreten), sowie sechs Songs des Live-Albums "De Profundis Clamavi Ad Te Domine" (2003).
FAZIT: Das Album ist so geht so, die Bonustracks sind nichts Neues. Wer schon alles von DARK FUNERAL besitzt, kann sich die Neuauflage sparen. Wer die Band noch nicht kennt, ist mit dem Vorgänger "Diabolis Interium" besser bedient.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2013
Gustaf Hielm
Emperor Magus Caligula
Lord Ahriman, Chaq Mol
Matte Modin
Century Media
76:10
22.11.2013