Ganze zehn Jahre hat der heute 66-jährige Brite seine Fans schmoren lassen, bis er nach dem 2003er Werk „Reality“ endlich sein nunmehr vierundzwanzigstes Album nachschiebt. Und so viel vorweg: Der seit den Endsechzigern musizierende Künstler hat es noch immer nicht verlernt.
Während man vielen, sagen wir betagten Musikern eine gewisse Gesetztheit anhört, so wird man diese beim „Chamäleon des Pop“ (ein Terminus, den er wohl auch jenseits seiner Lebzeiten nie los werden wird) vergeblich finden, denn auf dem neuen, gemeinsam mit Tony Visconti produzierten Werk zeigt er einmal mehr, dass er mehr als nur „Let's Dance“, „Ziggy Stardust“ und „China Girl“ ist.
So tingelt er kreuz und quer über die musikalische Landkarte, unternimmt Abstecher gen Soul, Anspruchs-Pop, Rock, Jazz, Motown, Chanson, Independent, Funk, in progressive Gefilde, in orientalische Sphären, in 50er-Stripclubs, und dann wieder ergeht er sich in wundervollen Balladen, und ganz gleich, wie experimentell oder radiokompatibel es wird: DAVID BOWIE bewahrt sich nich zuletzt durch seine kehlige, vielseitige und spezielle Stimme stets eine Rauheit, eine Kantigkeit, dieses für ihn typische und dennoch unberechenbare Profil, sodass er, egal, in welchem Gewand er steckt, noch immer er selbst ist. Er, der sich seine eigenen Grenzen steckt und sich seine eigenen Gesetze schreibt.
Auch in twenty-thirteen klingt das BOWIEsche Schaffen frisch, es wird nicht an altem Ruhm gezehrt, stattdessen wird noch immer hier und da etwas Neues ausprobiert, dann wieder Querverweise in diverse Phasen des Backkatalogs gestreut, und nach vierzehn Songs darf man sich wundern, wie gut der Insulaner das alles noch auf der Pfanne hat.
FAZIT: Einer der einflussreichsten Musiker der Moderne sprüht noch immer vor kreativer Energie, ist noch kein bisschen müde geworden - und schenkt dem qualitätsbewussten Musikfan ein Album voller Echtheit, denn hier hören wir nicht David Bowie als Kultperson, sondern als Musiker durch und durch.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2013
Tony Visconti, Tony Levin, Gail Ann Dorsey
David Bowie
Earl Slick, Gerry Leonard, David Torn
Sterling Campbell, Zachary Alford
David Bowie (Piano), Gail Ann Dorsey (Backing Vocals), Steve Elson (Bariton Saxophon)
Columbia
53:14
08.03.2013