Aus New York, dem Schmelztiegel oder der Salatschüssel, wie die Stadt mitunter genannt wird, stammt dieses Instrumental-Trio mit dem furiosen Sound, der ziemlich wenig mit dem momentanen Zeitgeist am Hut hat. Statt klinischem Malen nach Zahlen betreiben DEAD EMPIRES organisch klingende Mathematik und erteilen im Studio hochgezüchtetem Stop and Go eine Absage.
Der Opener „Carl Weathered“ beginnt passend furios, wie man es etwa von MASTODON zu „Leviathan“-Zeiten kennt, bloß dass hier kein schlechter Sänger plärrt, sondern Gitarrist John nachgerade betörende Melodien aus seinem Ärmel schüttelt. Gleichzeitig beeindruckt das wahrhaft viehische Schlagzeugspiel und drängt DEAD EMPIRES spätestens mit „Ted Dancin'“ sogar in Richtung Hard- oder Crustcore, letzteres vor allem wegen der saftig rockigen Solos, besonders gehäuft während „Blackout“, das überraschend mit Samples aus einer Jazzbar aufwartet. Die steten Unterbrechungen und leisen Töne machen dieses Stück besonders spannend.
In „Waiting In Waves“ kommt in puncto Leads ein Einschlag aus dem klassischen Metal hinzu, wenngleich das zuerst bewusst ungelenke, dann walzende Moment des Tracks auf ebenso stilprägenden frühen Noise Rock hindeutet. DEAD EMPIRES sprechen, was ihr Tonmaterial angeht, eine sehr eigene Sprache und haben einen ähnlich markanten Sound geprägt wie ihre nördlichen Nachbarn THE ISOSCELES PROJECT, was auch im Angesicht ihrer Zutaten zu sehen ist: Mehr als Gitarre, Bass und Schlagzeug brauchen sie nicht, um viele Klangfarben anzurühren.
In „Space Race“ fallen diese zunächst unverhofft hell aus, dann kräftig bunt, aber weniger grell als überzeugend heiter beziehungsweise euphorisierend, während die Tempoverschleppungen zum Schluss einen interessanten Kontrast bieten. „Crystal Cages“ ist mit nur wenig Verzerrung und sachtem Aufbau das Post-Rock-Stück der Combo, verfügt aber erneut um ein wiedererkennbares Hauptmotiv. Das letzte Lied „Getting Head From A Guillotine“ (toller Titel auch) ist genauso wenig überlang wie die vorigen und türmt den alten MOGWAI-Soundwall mit bleischwer herabhängenden Metal-Hoden zwischen den Beinen auf – ein echtes Fest!
FAZIT: DEAD EMPIRES benötigen keine Amp-Simulationen und Klangdesigner hinter den Reglern, kein Saubermann-Image und keinen Djent, um packend moderne Instrumentalmusik mit metallischen Wurzeln zu schreiben und zu spielen. Schenkt ihnen ein bis zwei Ohren.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.01.2013
DJ
John
Phil
Eigenvertrieb
41:42
07.12.2012