Die hippen Roadburn-Helden um Tausendsassa Isaiah Mitchell händigen nach zwei Alben und mehreren Kurzformaten ihr drittes Werk aus, doch bei der Übernahme sollte man aufpassen, sich nicht die Flossen zu brechen, so schwer wie diese vier überlangen Songs geworden sind.
Andererseits sind die Strukturen dank aussagekräftiger Motiv leicht verdaulich, denn traditioneller Trio-Hardrock, auch ohne Vocals, wird immer dann ungenießbar, wenn sich die Macher im beliebigen Improvisieren ergehen. Dies tun diese Kalifornier zwar auch, aber stets entlang einer klaren Ideenfolge, was sie an die besten Werke der Japaner ACID MOTHERS TEMPLE (die definitiv auch eine Menge Bockmist verzapfen) erinnern lässt. Mario Rubalcaba trommelt sich vorneweg mit Bonzo-Charme in die Herzen der Hörer, während Mitchell die Lorbeeren, welche man ihm allerorts aufsetzt, mit fieberhaften Soli und Riffs glasiert und dadurch über Jahre hinweg konserviert ...
... was EARTHLESS auch insgesamt mit ihrer Musik tun, die allgemeingültigen Regeln folgt, wenn es um potenziellen Massenzuspruch geht: Ungeachtet der Stilistik gehen mitsingbare Melodien immer, und solche - wiederum: kein Sänger vorhanden - bietet "From The Ages" zuhauf. Nach dem polternden Einstieg treten sie zuvorderst während des beseelten "Uluru Rock" auf, das die Ruppigkeit und das namengebende Element von BLUES CREATION miteinander verbindet. Überhaupt fällt ein gewisser Eigensinn im kompositorischen Duktus der Gruppe auf (man spielt mit den Erwartungen des Konsumenten), der eben insbesondere an überkandidelte Asiaten gemahnt, gleichzeitig da die Scheibe ausgeglichen wirkt wie im Idealfall die vier Jahreszeiten ...
... bloß dass der Winter fehlt: Das nur sechsminütige "Equus October" fungiert stilistisch vielmehr als spätherbstliches Ritualopfer im Anschluss ans erwähnte zweite Stück ehe die halbe Stunde "From The Ages" - das Stück ist bereits mehrmals live erprobt worden - Space Rock, BLACK SABBATH und Post-Zeugs (hinsichtlich der unüberbietbaren Steigerung) in Einklang bringt, ohne nur eine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen. Kunststück.
FAZIT: Der Hang zu endlosen Gitarrensoli rückt EARTHLESS in die Nische des extremen Hard Psych aus Fernost, womit die Amerikaner nicht nur selten sind, sondern auch schön in Anbetracht der makellosen Umsetzung ihrer Ambitionen. "From The Ages" ist die wahrscheinlich längste Lead-Praline der Welt, und so lässt man sich fette Kalorien sehr gerne gefallen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2013
Mike Eginton
Isaiah Mitchell
Mario Rubalcaba
Tee Pee / Alive
67:33
11.10.2013