In wohl kaum einem anderen musikalischen Segment schießen die Projekt so schnell aus dem feuchten Boden wie im AOR. Und in wohl kaum einem anderen Segment sind die Beteiligten so schnell mit Beteuerungen, dass es sich eben nicht um ein Projekt, sondern natürlich um eine echte Band handeln würde.
Womit wir in Schweden angekommen wären, woher wie so viele andere AOR-Proj…, pardon, AOR-Bands, auch EDGE stammen. Die treibenden Kräfte hinter EDGE, Sänger Jonas Forss und Gitarrist/Keyboarder Tobias Andersson, kennen sich bereits seit Urzeiten, waren gemeinsam in diversen Bands (und Projekten) aktiv, haben es aber erst jetzt geschafft, gemeinsame Songs zu schreiben. Dass nach den Studioaufnahmen von fünf angeschriebenen Plattenfirmen gleich vier die Combo unter Vertrag nehmen wollten, spricht für die beiden Musiker, die auf „Heaven Knows“, so der Name des Debüts, allerdings nicht das Rad neu erfinden.
Logisch, denn das ist auch im AOR-Bereich kaum möglich und wohl auch nicht wirklich gewollt. Auf dem Debütalbum regiert jedenfalls weichgespülter, ecken- und kantenfreier Midtempo-AOR, der mit viel Gefühl und fluffigen Arrangements niemanden weh tun wird, dafür aber Genreconnoisseure problemlos ein paar entspannte Stunden garantiert. Keyboardlastig, die Gitarren stets dezent zurückhaltend platziert, die typisch pappig klingenden Drums, im Vordergrund stattdessen mehrstimmige Vocalarrangements, die Forss‘ einschmeichelnde Stimme bestens in Szene setzen.
Auch wenn die Songs allesamt recht wenig Tiefgang besitzen, in punkto Lyrics die AOR-üblichen Herz-Schmerz-Themen klischeehaft besungen werden: Das Album macht Spaß und eignet sich gut für ein paar ruhige Stunden, auch wenn die ansonsten eher nicht hardrockaffine Freundin zuhört.
FAZIT: Ob EDGE tatsächlich eine echte Band sind, muss die Zukunft zeigen. Mit „Heaven Knows“ haben die Schweden kein dickes Ausrufezeichen gesetzt, aber doch ein ordentliches, hochmelodisches AOR-Album abgeliefert, das zwar nichts außer genreüblichen Versatzstücken beinhaltet, diese aber solide und routiniert zitiert. Macht einfach Spaß!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.01.2013
Torbjorn Brogren
Jonas Forss
Tobias Andersson, Jonas Forss
Tobias Andersson, Jonas Forss
Olle Rodehn
Escape Music
44:22
25.01.2013