Das Debütalbum dieser Russen steht im Zeichen des vermeintlichen Weltuntergangsjahres und hat inoffiziell schon ein paar Monate mehr auf dem Buckel; erst jetzt bringt ein Label die Scheibe flächendeckend heraus und gibt dadurch einer spielerisch reifen, aber kompositorisch unbedarften und leider mäßig produzierten Prog-Metal-Band ein Forum.
Vor rund zehn Jahren hätte man die Keyboard-Sounds, wer immer sie auch beisteuert, als modern bezeichnet; heute klingen sie abgeschmackt wie die einstweiligen Screams von Sänger Alexey, der sich davon abgesehen ebenso an althergebrachten Genre-Standards orientiert, wie es die Instrumentalisten tun. Der Name DREAM THEATER gilt in diesem Bereich unter Rezensenten als Totschlagargument, ist aber bei EDVIAN als Vergleich einfach angebracht. Die Gruppe empfindet ihre Songs jenen der New Yorker nach, ohne die Brachialgewalt von "Train of Thought" beziehungsweise die starken Hooks und Gänsehaut-Melodien von "Images and Words" bereitzustellen ("Time" und "For The Sake Of Love" sind zumindest ein netter Versuch), gleichzeitig da die aberwitzige Stilvielfalt und das genialische Songwriting von "Scenes From A Memory" natürlich unerreicht bleiben.
Die erwähnten akustischen Mängel - die Drums wurden zu Tode komprimiert, die Saiteninstrumente klingen wie mit Watte vor den Kalotten abgenommen - zerstören die gelungenen Refrains ("Progress of Death", "Cradle of Life", "Storm"), derer es aber ohnehin nicht genug gibt, um EDVIAN zur Pflichtveranstaltung zu machen. Das erst hämmernde, dann getragene "This Is War" sowie der Titeltrack, in dem der Sänger kurz seine Falsettstimme bemüht, stellen die Highlights auf "2012" dar, das zerfahrene Finale "Crazy World" hingegen den Tiefpunkt.
FAZIT: EDVIAN spielen programmatischen Prog Metal mit dürftigem Sound und mäßiger Liedschreibe, dessen gute Ansätze durch elektronischen Versatz und allzu offensichtliche Vorbilder getrübt werden. Protest, Aufregung, Panik - Emotionen, die "2012" vermitteln soll - empfindet der Hörer beim Konsum zu keiner Sekunde.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2013
Ivan Nechaev
Alexey Serov
Victor Plitkin-Cherkasov
Andrew Plitkin
Total Metal
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15.03.2013