Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis uns EISREGEN mit einer Kompilation beehren würden. Auf den beiden vorliegenden Discs von „Krebskollektion“ sind allerdings keine normale Best Ofs. Disk 1 ist lediglich eine Zusammenstellung von Titeln der ersten drei Platten, die nicht auf dem Index gelandet sind, was im Gesamtkontext zwar nachvollziehbar ist, aber letzten Endes doch als nur Resteverwertung gesehen werden kann.
Wer somit ein echtes Retrospekt dieser Scheiben erwartet, der wird enttäuscht – denn viele der Tracks gehören eher in die Kiste der B-Ware-Songs, die ein Fan der Anfangszeit wahrscheinlich nicht auf einer Zusammenstellung der besten EISREGEN-Tracks gepackt hätte. Sicher, 'Scharlachrotes Kleid' oder 'Abglanz vom Licht' sind gute Songs, aber was bringt diese Zusammenstellung den neuen Fans, denen eigentlich die besten Titel aus dieser Zeit vorenthalten wären? Sinn und Unsinn der Veröffentlichung liegen somit sehr dicht beieinander und die Zielgruppe, die sich am ersten Teil erfreuen soll, bleibt im Verborgenen. Vielleicht hätte die Band sich lieber die Mühe gemacht, die ganzen Songs noch mal neu einzuspielen, anstatt eine derart lieblose CD zusammenzustellen.
Der interessantere Teil ist zweifellos der zweite Teil der „Krebskollektion“, auf welchem neue und neu aufgenommene Stücke dargeboten werden. Neben gelungenen Neuinterpretationen von 'Scharlachrotes Kleid' und 'Fleischhaus' finden sich die beiden gänzlich neuen Tracks 'Brut' und 'Engelmacher'. Vor allem letztgenannte Nummer ist extrem gelungen und zeigt EISREGEN in Bestform. Die beiden Coverversionen 'Born Dead' (Bonustrack von der limited Edition von „Farbenfinsternis“) und auch das brandneue 'Mutter, der Mann mit dem Koks ist da' machen einen guten Eindruck.
FAZIT: Eine Kollektion für jeden und niemanden – die erste CD macht weder Spaß noch Sinn und ist weder für eingefleischte EISREGEN-Fans interessant, noch ein echter Appetizer für Leute, die mal in die Band reinschnuppern wollen. Einziger Grund für die Anschaffung dieser Veröffentlichung ist lediglich die zweite CD, die ein paar echte Perlen zu bieten hat. Also wer's braucht...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.01.2013
Bursche Lenz
M. Roth
Bursche Lenz
Dr. Frankenstein
Yantit
Massacre Records
93:09
07.12.2012