Der Mann mit der samtigen Stimme und dem Händchen für füllig arrangierte, aber stets entspannte, Kraft spendende Roots-Sounds widmet sich auf "Jericho Road" für mit afroamerikanischen Wurzeln lebenden Menschen stets aktuellen Themen. Die Musik zum mitunter politisch motivierten Textgut fällt diesmal weniger rural geprägt aus als auf Bibbs vorigem Album.
Befremdlicher, weil glatter und allzu urbaner R'n'B wie "Let The Mothers Step Up" oder "Have A Heart" ist allerdings nur eine Seite der Scheibe. Mit "Death Row Blues", "They Know" oder "Drinkin' Gourd" zelebriert der Interpret die anhaltend wichtige Entschleunigung, der an den frühen Cat Stevens erinnernde Stomp "Freedom Train" hat genauso deutliche Pop-Qualitäten wie das hypnotische "With My Maker" und der stolpernde Groove von "Can't Please Everybody". Mit "The Right Thing" geht die Vereinigung des Organischen mit zeitgenössischen Elementen (Loops) auf, gleichsam im Gospel-Blues "The Lord's Work" mit Saxofon aus dem verrauchten Club. "Nanibali" überrascht am Ende sogar mit melismatischem Gesang und entschiedener Nahost-Note im Rahmen des hochvirtuosen Saitenspiels.
So klasse produziert wie inszeniert das alles ist, muten einige Finger der drei Handvoll dennoch zu dünn an, allen voran das seicht gleichförmige Material am Ende: "Now" und "She Got Mine". Übrig bleibt abgesehen davon aber immer noch genug, um "Jericho Road" langjährigen Fans wie Freunden von "schwarzer" Americana generell zu empfehlen.
FAZIT: Eric Bibb sucht als die volksmusikalische Tradition der USA ins Moderne leitender Künstler nach wie vor seinesgleichen, weil er auch auf "Jericho Road" weitgehend wasserdichte Kompositionen mit luftigen, stilistisch offenen Strukturen zu einem zwar diesmal nicht ganz so runden, aber trotzdem originellen Ganzen flicht.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.10.2013
Eric Bibb
Eric Bibb
Dixiefrog / Fenn
60:24
11.10.2013