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Everything Everything: Arc

Stil: Art Pop

Cover: Everything Everything: Arc

Stolpernde Marschtrommeln und Dadaismus, überführt in Chart-würdige Formate ... dies ist der Eindruck, den diese jungen Menschen aus dem britischen Kent und Guernsey auf ihrem zweiten Album hinterlassen - und EVERYTHING EVERYTHING haben auch im weiteren Verlauf keine Schwierigkeiten, ihre sprudelnden Ideen in verträgliche Indie-Pop-Formate mit leicht Roboter-artiger Anmutung zu pressen.

Hört man ihr Debüt von 2010 („Man Alive“), ist dieses Talent bereits ersichtlich, aber "Arc" wirft neben den tatsächlichen Singles (bisher das selbstredende "Cough Cough" und „Kemosabe”) eine ganze Reihe weiterer potenzieller ab, etwa das polternd treibende "Feet For Hands" oder das verhalten mit Big-Beat-Elementen kokettieren Melodiewunder "Armourland", dem die Combo mit "Radiant" noch eine Steigerung anheimstellt.

"Torso Of The Week" hat etwas von fröhlichen TALK TALK mit dem jungen Sting am Mikrofon (Jonathan Higgs hat eine variable Fistelstimme, aber eben nicht nur), und auch "Duet" schert in Richtung Art Pop aus, wie man ihn heutzutage kaum vorfindet, bloß das EVERYTHING EVERYTHING keinen allzu androgynen Charakter besitzen und statt Achtziger-Melancholie Jetzt-Esprit versprühen. Vor Melancholie ist das Quartett aber nicht gefeit ("Choice Mountain", "Undrowned" fast ganz ohne Rhythmus), und bloße Klangexperimente wie im Titelsong erlaubt man sich ebenfalls, wobei man an den Vokalkünstler Boris Savoldelli und ähnliche Exzentriker denkt.

das Gute dabei? EVERYTHING EVERYTHING klingen nie untragbar süßlich oder generell trivial nach Indie als Schimpfwort, sondern mögen zwar nicht geschäftlich "independent" sein (wer ist das schon, nicht wahr, Sony?), aber vom künstlerischen Standpunkt her Freigeister. Wer widerspricht, lausche dem Abschlusstück "Don't Try" in seiner Klangfülle und behaupte das Gegenteil.

FAZIT: NME-Weihen hin oder her, EVERYTHING EVERYTHING spielen tollen Art Pop mit Gegenwartsbezug und hörbar "alten" Vorlieben. KLAXONS oder FOALS stehen ihnen sicherlich nahe, aber vergleichbar sind sie nur bedingt mit ihnen, Briten mit tollem Songwriting-Gespür, das sie mit ungewöhnlichen Mitteln umsetzen, aber definitiv.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2013

Tracklist

  1. Cough Cough
  2. Kemosabe
  3. Torso Of The Week
  4. Duet
  5. Choice Mountain
  6. Feet For Hands
  7. Undrowned
  8. _Arc_
  9. Armourland
  10. The House Is Dust
  11. Radiant
  12. The Peaks
  13. Don't Try

Besetzung

  • Bass

    Jeremy Pritchard

  • Gesang

    Jonathan Higgs, Alex Robertshaw, Michael Spearman, Jeremy Pritchard

  • Gitarre

    Alex Robertshaw

  • Keys

    Jonathan Higgs, Alex Robertshaw, Michael Spearman, Jeremy Pritchard

  • Schlagzeug

    Michael Spearman

Sonstiges

  • Label

    Sony

  • Spieldauer

    43:12

  • Erscheinungsdatum

    25.01.2013

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