Das kanadische, mit gleich zwei Sängern bewaffnete Quintett hat sich ein paar Nischenzwischenräume ausgesucht, die wohl eher spärlich besetzt sind, denn der Mix, wie ihn FALL CITY FALL fahren, ist sonderbar. Nicht ungewöhnlich, aber sonderbar.
Denn einerseits kollidieren die Jungs mit dem New York Hardcore, dann allerdings werden DEFEATER, RUINER, ältere COMEBACK KID oder gar INTRICATE aus dem Assoziationsarchiv ausgegraben. Andererseits brettern FALL CITY FALL verkopften Knüppelmetal, der genau so gut von technischen Death-Metal-Kapellen stammen könnte. Härte, Emotion, Groove, Eingängigkeit und Sperrigkeit bilden ein mächtiges Bollwerk und werden in intelligente, anspruchsvolle Songs komprimiert und detonieren in zwölf kurzen, knackigen Tracks.
In den Plattensammlungen der Musiker scheinen neben einigen Hardcore- und modernen Metalcore-Scheiben auch solche von NOCTURNUS, alten VOIVOD oder NEURAXIS zu stehen, denn von den sonstigen progressiven Auswüchsen, die man sonst im Hartkernsektor findet, bekommt man oftmals die Math-Variante geboten, und das ist auf „Victus“ praktisch nie der Fall.
Tönt die emotionale Komponente bei vielen Bands aufgesetzt, so wirken die Gefühlsausbrüche bei dieser Kapelle grundehrliche, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass auf dem Album die letzten 22 Jahre des Sängers Keenan Pylychaty in autobiographischer Form textlich verarbeitet wurden.
FAZIT: Es ist erfrischend, dass es auch noch Bands aus diesem Bereich gibt, die Hingabe und Emotion voran- und Posing und Härtnerei ganz weit hintan stellen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2013
Andre Urquidi
Nathan Zorn, Keenan Pylychaty
Jordon Storey
Nathan Pope
Victory Records
28:26
25.01.2013