Das 94er FATES WARNING-Album wurde seinerzeit eher ungnädig aufgenommen. Von „zu simpel“ und „zu eingängig“ bis „langweilig“ reichten die Reaktionen einiger Kritiker. Tatsächlich vollzog die Band im Gegensatz zu beinah sämtlichen Vorgänger- und Nachfolgealben auf „Inside Out“ keinen stilistischen Quantensprung, sondern setzte lediglich die Marschrichtung des relativ erfolgreichen „Parallels“-Meisterwerks fort. Die enthaltenen Songs sind demnach zum größten Teil sehr kompakt und verzichten auf allzu komplexe Passagen. Es dominieren getragene Töne, untermalt von der Akustik-Gitarre. Man fühlt sich von der Atmosphäre gar ein wenig an QUEENSRCHE erinnert, die allerdings beim Release von „Inside Out“ den Höhepunkt ihrer Karriere bereits überschritten hatten.
Insbesondere den Refrain von „Shelter Me“ könnte man für FATES WARNING-Verhältnisse zwar fast schon als eine Art Singalong bezeichnen, toll gemacht ist er trotzdem. Das gleiche gilt natürlich auch für die übrigen Stücke, unter denen sich keinerlei echte songwriterische Schwachpunkte finden. Allenfalls das abschließende „Afterglow“ fällt gegenüber dem Rest ein wenig ab. Dagegen ist das vielschichtige „Monument“ eine echte Sternstunde und nach wie vor ein fester Bestandteil des Live-Sets der Band. In ähnliche Qualitätsregionen stoßen auch „Pale Fire“ (trotz Desire-Reim), „Face The Fear“ oder „Island In The Stream“ vor, wenn auch die Genialität der „Parallels“-Kompositionen nicht durchgängig erreicht wird. Gute 12 Punkte ist „Inside Out“ aber locker wert.
Die Neuauflage enthält neben dem Original-Album eine weitere CD mit fünf Live-Songs, die mit einem guten Sound aufwarten können, nur der Gesang geht manchmal etwas unter. Hier ist übrigens der qualitative Unterschied zwischen den „Paralleles“- und „Inside Out“-Vertretern gut hörbar. Außerdem gibt es noch mehrere Demo-Versionen, die lediglich etwas dünner klingen, sich ansonsten aber nicht groß von den Album-Versionen unterscheiden. Der „unreleased Track“ (Circles) entpuppt sich als „Shelter Me“ mit einem anderen – nicht eben besseren – Refrain. Die DVD lag leider nicht zur Rezension vor, es sind aber gemäß der Tracklist einige interessante Sachen (u.a. ein „Guardian“-Duett von Ray Alder und John Arch) dabei.
FAZIT: Diese Wiederveröffentlichung ist aufgrund der enthaltenen Live- und Demo-Versionen für Fans durchaus interessant, zumal noch eine zusätzliche DVD enthalten ist. Das Album als solches braucht natürlich ohnehin jeder, auch wenn es eine Reihe noch stärkerer FATES WARNING-Werke gibt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.03.2013
Joey DiBiase
Ray Alder
Frank Aresti, Jim Matheos
Mark Zonder
Metal Blade Records
117:06
01.06.2012