„Jazz Bliss“ ist ein Album mit außergewöhnlichem Entstehungshintergrund: Das Duo FINK/KÜBERT wurde 2011 zum zweiten Jazzfestival gleichen Namens nach Myanmar (!) eingeladen und schrieb aus diesem Anlass Stücke für die seltene kammermusikalische Besetzung mit Klavier und Posaune.
In dem 2012 eingespielten Material erkennt man die weiteren Betätigungsfelder der beiden Musiker, die sich in einer Afro-Pop-Band kennenlernten und bisher vor allem für Film- und Theatermusiken zusammenarbeiteten. Dies ist kein Jazz, der vom Hörer Engagement fordert, sondern der von sich aus gibt und seine Inhalte unverschlüsselt anbietet. Easy Listening im eigentlichen Sinne also. Auch die vierzehn Stücke sind mundgerecht portioniert und überschreiten selten vier Minuten.
Auf „Jazz Bliss“ eröffnet das Duo FINK/KÜBERT verschiedene kleine Szenen, die beschreibenden Titeln wie „Elfe“ oder „Long Long Winter“ verpflichtet sind. Wie im Pop dominiert dabei ein Thema, der gesamte Song bleibt dabei im übersichtlichen Leadsheet-Format. Dabei ist die Grundstimmung wiederum eine Interpretation des Albumtitels, der heitere Leichtigkeit oder Glückseligkeit ausdrückt. Entsprechend sind auch die Improvisationen unaufdringlich, zielführend und dynamische Extreme vermeidend.
Stilistisch greifen Pianist Martin Kübert und Posaunist Achim Fink, von dem drei Nummern stammen, auf eine breite Palette populärer Spielarten zurück. Neben beschwingten Latinstücken wie „Baila“ oder „Samba Sol“, Cool Jazz („Lament“) und dem unvermeidlichen Fünf-Viertel-Takt („Elfe“) lassen vor allem die etwas mutigeren Kombinationen aufhorchen. „Blue Seven“ eröffnet mit einer freien, rhapsodischen Kadenz osteuropäischen Einschlags und behält diese Farbe auch im folgenden modernen Blues bei. In „Slivowitz“ arbeiten die beiden Musiker mit Overdubs und einer Harmonika und verbinden so auf spannende Art Balkan Brass mit Bar Jazz. Unabhängig davon schleicht sich aufgrund des rhythmischen Begleitspiels von Martin Kübert immer wieder ein weiteres B ins Bewusstsein: die Bayern HAINDLING nämlich, deren Sound von einer ähnlichen Besetzung ausgeht. Mit der Querverbindug zum ehemaligen Burma schließt sich damit ein exotischer Kreis, der sich letzten Endes aber nicht so stark auf die Musik auswirkt.
FAZIT: „Jazz Bliss“ ist im positiven Sinne poppig. Leicht, freundlich, gut verdaulich, unaufdringlich. In allen Belangen also kein „Muss“-, sondern ein „Kann“-Album.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.07.2013
Achim Fink (Posaune), Martin Kübert (Klavier)
Westpark Music
52:38
31.05.2013