Bandname und das Cover mit dem fantasievollen Luftpiratenschiff führen auf eine falsche Fährte, denn wer hier melodischen Kitsch-Metal erwartet, liegt ziemlich daneben. Die Brandstifter im Märchenland kommen aus Celle und spielen poppig-punkigen Rock mit Screamo-Kante. Und das machen sie ziemlich gekonnt.
Handwerklich ist bei FIRE IN FAIRYLAND alles im ziemlich grünen Bereich - viel besser kann man diese Art von Musik wohl kaum spielen, was die instrumentalen Fähigkeiten angeht. Gesanglich sieht die Sache da etwas diffiziler aus: Frontfrau Anna Peschke hat eine angenehme, fast schon sanfte Stimme, die zwar nix von einer Rockröhre hat, aber zum eh nicht sonderlich harten Gesamtsound prima passt. Ihre Gesangslinien sind so poppig, wie die Hauptmelodien - auch hier findet man eigentlich keinen Anlass zur Kritik. Das große Aber bezieht sich indes auf das Gebrüll von Gitarrist Torben Boyen. Das ist nämlich für die Musik eigentlich schon zu derb. Zwar hat man in vielen Songs auch mal einen härteren Part eingebaut, aber der würde auch ohne das monotone Gebrüll gut funktionieren. Kurzum: die männliche Stimme verschandelt die Songs zwar keineswegs, aber im Grunde genommen ist sie auch nicht unbedingt nötig. Das mag durchaus Geschmackssache sein, aber man hat bei keinem Song den Eindruck, dass er besser funktioniert, eben weil auch Gebrüll drin vorkommt.
Der vierte Song "Plant Your Seed" ist dann auch der erste, der nur mit ihrer Stimme auskommt - und der gefühlvolle Rocker weiß ohne störendes Element von vorne bis hinten zu gefallen. Beim folgenden "So Called Friends" kommt der männliche Gesang von DRONE-Sänger Mutz Hempel. Und da er tatsächlich hart singt und nicht nur brüllt, passt das wiederum gut zusammen. Man macht zwar in den 35 Minuten keinen richtigen Hit aus, dafür ist das Songwriting beinahe durchgehend auf einem ordentlichen Level. Zwar immer nach Schema F, aber eben auch auf den Punkt kommend. Die melancholische Note in "Want/Need" und besonders in "Evolve Today" mit sanften Gitarren wertet diese beiden Songs nochmal auf - so kann man gerne weitermachen.
FAZIT: Dass es trotz des wohlklingenden Reviews "nur" neun Punkte gibt, ist subjektiven Gründen gewidmet - oder deutlicher: für dieser Art von Musik fühle ich mich irgendwie zu alt. Andere Ü30er, die auf gut gemachten, poppigen Rock stehen sowie die vermutlich 15 Jahre jüngere Zielgruppe dürfen also gedanklich ein, zwei Zähler hinzu addieren.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.02.2013
Pasco Karamanlis
Anna Peschke, Torben Boyen
Torben Boyen, Hannes Huke
Florian Knigge
Monster Artists/Soulfood
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11.01.2013