Nach "13th Star" ist es lange still gewesen um FISH, doch mit seinem neuen Album, das unter sehr widrigen Umständen (Krankheit, Ärger bei der Herstellung des physischen Produkts) entstand, klingt der Schotte, als sei er nie weggewesen, zumal sich "A Feast Of Consequences" - dieses Gefühl hat man zumindest - an seiner Schaffenszeit kurz nach dem Ausscheiden bei seiner alten Band bis zur Mitte der Neunziger orientiert und zugleich aktuell klingt.
Sicherlich handelt es sich bei FISHs Musik immer noch um progressiven Rock, doch der Barde hat sich längst freigeschwommen und einen eigenen Stil etabliert, der keinen Vergleich scheuen und keine Erwartungen erfüllen muss. So gestaltet sich der zehnminützige Einstieg unerwartet sperrig, denn nach der Sackpfeifen-Einleitung bleibt die trefflich eingespielte Band sehr lange still, um erst in den letzten drei Minuten einzusteigen, was vor dem Hintergrund der schwierigen Produktion wie ein Befreiungsschlag anmutet. Der Sänger, begleitet von der bewährten Liz Antwi, scheint wieder im vollen Saft zu stehen, und der Hörer kann sich eines freudigen Grinsens nicht erwehren - alles wieder gut!
Umso enthusiastischer geht es mit "All Loved Up" weiter, einem Uptempo-Track mit prosaischem Rock-Groove und vergleichsweise widerborstigem Außenseiter-Text, der dem flirrenden Titelstück stilistisch recht nahesteht, wobei hier wie an vielen anderen Stellen FISHs Folk-Treue ins Spiel kommt. Die Verzahnung von Akustik- und E-Gitarren stellt von jeher ein typisches Merkmal seiner Musik dar (selbst Arjen Lucassen prägte weiland "Into The Electric Castle" diesen Stempel auf) und strahlt hier umso heller, da sich der Schlacks anders als immer mal wieder während seiner Laufbahn gegen schnöden Mainstream-Kram sperrt.
Deshalb auch die lange "High Wood Suite", deren Einstieg sich als Mischung aus Geschichtenerzählen und dräuend pluckernder Epik am Puls der Zeit erweist. "Crucifix Corner" schwebt inklusive aufwühlendem Text auf Keyboard-Flächen dahin wie späte PINK FLOYD und wird mit Orgel am Ende richtig "vintage" - umso mehr noch "The Gathering", das aberwitzig mit Fanfaren an einen Königshof geleitet und herkömmlichen Neo Prog wohl von allen Stücken am nächsten steht. Dennoch: origineller Stoff gerade wegen des üppigen Trötens. "Thistle Alley" greift hinterher das polternde Moment und die natürliche Weite von LED ZEPPELINs "Kashmir" auf und findet zum vorher angedeuteten Düster-Duktus zurück, um den zunächst sachten Abschluss "The Leaving" noch intensiver zu gestalten. Solche dynamischen Brüche sind es, die für "A Feast Of Consequences" einnehmen.
Folglich hat man auch lange kein so schlüssiges Finale für einen Longtrack gehört wie hier. Flankiert wird dieses Gesellenstück von tollen Ballade, dem zeitlos (Schifferklavier, Geige) wie modern (Arrangement und Text könnten von Steven Wilson stammen) inszenierten "Blind To The Beautiful" und dem sehr klassischen Piano-Gitarren-Stück "The Other Side Of Me", das FISH als fürstlichen Singer-Songwriter ins warme Schlaglicht rückt. Danach: Loops, hypnotische Gitarren und ein nachdenklicher Text in "The Great Unravelling", der vieles bedeuten kann: Standortbestimmung ja, doch davon, dass sich der Künstler gefällig zurücklehnt, kann keine Rede sein. Deluxe-Ausgabe mit Bonus-DVD und 100seitigem, gebundenem Buch verhaften, Kopfhörer auf und den Herbst musikalisch überleben.
FAZIT: FISHs achtes Studioalbum kommt gerade richtig, da man begonnen hat, den Mann nach allzu vielen Retro-Geschichten in der jüngeren Vergangenheit als auf der Höhe der Zeit agierenden Musiker zu vermissen. "A Feast Of Consequences" ist ein "labour of love", greifbar für alle Hörer-Generationen, und seine gelungen ambitionierteste Arbeit (politische motivierte wie persönliche Texte, liebevoll ausgearbeitete Strukturen) seit langem, wobei die am Songwriting beteiligten Mitmusiker nicht in den Hintergrund gestellt werden sollten - frische Band-Scheibe statt Bandscheibenvorfall!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.09.2013
Steve Vantsis
Fish, Liz Antwi
Robin Boult, Frank Usher
Foss Paterson
Gavin Griffiths
Aidan O'Rourke (Geige, Streicher- und Bläser-Arrangements)
Eigenvertrieb
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27.09.2013