Auch wenn aus österreichischen Gefilden derzeit vor allen Dingen die reformieren Progressive Metaller von MAYFAIR in aller Munde sind: Seit ihrem letzten Meisterwerk „Waiting For The Mothership“ haben sich GALLOWS POLE in die Herzen vieler Fans gespielt. Und mit „And Time Stood Still“, ihrem siebten Album seit der Bandgründung vor über 30 Jahren, legt das Quintett jetzt in bislang ungekannter Schnelligkeit bereits einen Nachfolger vor, der den Vergleich mit dem Mutterschiff keinesfalls zu scheuen braucht.
Wie gewohnt balancieren GALLOWS POLE an der Schnittstelle zwischen Hardrock und Heavy Metal, lassen aber ebenso psychedelische Einflüsse zu wie progressive Elemente, auch Krautdock deutscher Prägung ist den Herren (und der Dame) sicherlich nicht gänzlich unbekannt, und hier und dort blitzt auch eine Prise Davide Bowie durch die angenehm warm und basisch produzierten acht Songs (plus Radio-Edit des hitverdächtigen „Summer Rain“). Vor allen in der Stimme von Alois Martin Binder meint man immer wieder den wandlungsfähigen Altherren-Space-Rocker zu erkennen: Binder vermeidet vordergründig große Emotionen, agiert scheinbar teilnahmslos und monoton, doch verbirgt sich hinter dieser einförmigen Fassade ganz große Theatralik. Auf jeden Fall sind die Vocals von Binder, der von Sängerin Elsko unterstützt wird, nahezu unvergleichlich.
Neben der unvergleichlichen Stimme Binders sind es vor allen Dingen die Gitarren, die zwar weitgehend im relativ einfach gestrickten Riffbereich agieren, und das wabernde Keyboard im Hintergrund, die für eine geradezu hypnotische Stimmung sorgen. Und immer wieder sorgen große Melodien für Gänsehaut – sei es im bereits erwähnten „Summer Rain“, im mitreißenden „Here And There“ oder in der zauberhaften Ballade „Take Me To Heaven“.
FAZIT: Musik zum Verlieben- im wahrsten Sinne des Wortes. Wer den Vorgänger schon verehrte, der wird bei „And Time Stood Still“ endgültig in die Abhängigkeit rutschen. GALLOWS POLE vermischen 40 Jahre Rock- und Metalgeschichte zu einem höchst eigenständigen Sound. Einzigartig. Oder, um in einer Sprache zu sprechen, die den Musikern angemessen ist: Dös Album is leiwand.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2013
Alois Martin Binder
Alois Martin Binder, Elsko
Harald Pikasky, Alois Martin Binder
Günther Steiner
Michael Haderer
Pure Prog Records
42:17
26.07.2013