Wieviel Klischee erträgt der Metaller? Das ist die Frage, die man für sich beantworten muss, wenn es um den Erstling des italienischen Trios GENGIS KHAN geht, das unter diesem Namen erst seit 2012 firmiert.
Dem grottigen gemalten Cover kann der Hörer vielleicht noch durch einen Download entgehen, dann muss er aber Farbe bekennen. Läuft er noch in seiner Achtziger-Kutte rum? Warum läuft die silberne 5“ nicht auf seinem Plattenspieler? War er zuletzt nicht beim Friseur, um sich die Haare schneiden zu lassen, sondern um eine neue Dauerwelle zu bekommen?
Kann man diese Fragen ohne mit der Wimper zu zucken mit einem deutlichen „Ja“ beantworten oder kennt die Antwort nicht, dann sollte man sich näher mit „Gengis Khan Was A Rocker“ beschäftigen. Will sagen, GENGIS KHAN sind bis Unterkante Oberlippenbart mit Achtziger Metal verbandelt, an einen Ziegenbart war da noch gar nicht zu denken. Nicht zufällig ist sicher auch, dass die Band in Kürze mit ANVIL auf Tour geht. Das passt wie die Faust auf’s Auge, wahlweise dürfte jede zweite noch aktive britische Band in Frage kommen, MÖTLEY CRÜE wären auch ein guter Kandidat, aber sicher unbezahlbar.
Trotz aller hier vorgetragenen Ironie ist „Gengis Khan Was A Rocker“ aber für das oben avisierte Zielpublikum ein gefundenes Fressen: simple Rocker, tight vorgetragen und mit einem Gesang versehen, der ein wenig an WALTARI-Sprachrohr Kärtsy Hatakka erinnert. Die klassische Ballade fehlt mit „Welcome In The Middle“ auch nicht und als Überraschung steuert noch Ex-IRON-MAIDEN-Aushilfe Blaze Bayley Gesang zu „Revenge In The Shadow“ bei.
Beim Betrachten der Songtitel könnte man beinahe eine verschollene Cover-LP vermuten, die Texte treiben dem Hörer ob ihrer Einfachheit allerdings die Fremdschamesröte ins Gesicht, aber das könnte auch beim Genuss der Achtziger Originale passieren. Genug gesagt, der Traditionalist wird den Kopf bangen, andere ihn schütteln.
FAZIT: Achtziger Metal-Reproduktion mit schwerem US- und NWoBHM-Einschlag und gelegentlichen Sleaze-Einschüben fabrizieren die GENGIS KHAN mit nur einem „H“. Lebt man im Gestern, wird man gut unterhalten.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2013
Maurizio Leone
Frank Leone
Frank Leone
Martin Castillo
MDD Records
55:19
23.08.2013