GLORIOR BELLI und KVELERTAK könnten Brieffreunde sein: Was die Norweger mit Rock und/oder Roll anstellen, machen die Franzosen mit schwerem Südstaaten-Rock und zähem Doom. Sie packen den Fremdstil in ein schwarzmetallisches Gewand und versuchen so, der Gemeinde auf neue Art das Fürchten zu lehren. Die Idee ist nicht uninteressant und bei GLORIOR BELLI nach wie vor Inspirationsquelle Nummer eins.
Dass die Symbiose perfekt gelingen kann, zeigt sich auch auf „Gators Rumble, Chaos Unfurls“ – aber leider nur in einem Song. Nur „Wolves At My Door“ enthält diese ergreifenden Harmonien, die dreckige, dennoch mächtige und druckvolle Gitarrenwand, und das nahtlose Umschalten zwischen lässigen Stoner-Riffs und schnellem Black Metal, der mit seiner morbiden Atmosphäre an DISBELIEF erinnert. Leider ist gerade diese offensichtliche Brutalität im weiteren Verlauf kaum mehr zu finden und im Falle von „I Asked For Wine, He Gave Me Blood“ und „The South Will Always Know My Name“ auch längst nicht so kunstvoll mit den eher gemütlichen Hauptteilen verbunden.
Stattdessen setzt Billy Bayou, der im sich Studio diesmal für alle Arbeiten im Alleingang verantwortlich zeigte, auf noch mehr Gitarren-Schach: Lange, instrumentale Zockereien zwischen CROWBAR und METALLICAs „Load“-Phase, bisweilen auch an ENSLAVED angelehnte Retro-Midtempo-Passagen, die eine zwiespältige Sache sind: Einerseits brauchen sich die Riffs meist nicht vor den Werken der Szenegrößen zu verstecken und finden die Balance aus Verwaschenheit und Biss im Sound. Andererseits ist die Schlagzeugarbeit stocknordisch und damit viel zu unbluesig, dazu nervt die Einfallslosigkeit der Leadgitarre. Fehlender Groove war sicher nicht mit der Verbindung von Metal und Southern Rock gemeint. Und einfach nur zu eigentlich völlig artfremder Musik zu kreischen, ist vertane Liebesmüh. Wenn, dann hätte richtiger Gesang die Stimmung an vielen Stellen besser verdeutlicht.
Zwar gibt es auch in den doomigen Passagen starke Momente, der beste in „A Hoax, A Croc!“, aber man wird trotzdem den Eindruck nicht los, dass Künstler wie Hörer nicht ohne eine ordentlich bestückte Tüte auskommen, um „Gators Rumble, Chaos Unfurls“ so abwechslungsreich und kurzweilig zu empfinden wie seine Vorgänger.
FAZIT: Das bisher schwächste Album von GLORIOR BELLI. Die Mitwirkung fähiger Musikerkollegen hätte die stilistische Schlagseite des Chefkomponisten möglicherweise ausgleichen können. So hoffe ich auf eine Rückbesinnung zur facettenreichen Black Metal-Vergangenheit.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2013
Billy Bayou
Agonia Records
44:37
29.10.2013