Die siebte Scheibe dieser Combo aus Tennessee ist ein alter Hut von 2011, sollte aber als umfassende Hommage an Menschheit und Menschlichkeit eigentlich zeitlos klingen - was sie auch tut, und zwar eingedenk der Gefahr von Beliebigkeit.
GLOSSARY sprechen sich für Gnade, Vergebung und Gewähren einer zweiten Chance aus, treten aber nicht salbungsvoll in irgendwelchen Christen-Quark. Vielmehr gelten die zu Hause beim Label Liberty & Lament (Geschäftsführer: die Alt-Country-Combo LUCERO) untergekommenen Musiker fast schon als hip, auch weil Conor Oberst eine Menge von ihnen hält. Verständlich wird dies mit einem Ohr an Indie-artigen Leichtfüßlern wie "A Shoulder To Cry On" oder "Heart Full Of Wanna", wobei der anhaltend freundliche Gesang der Kneisers durchaus auf den Zeiger gehen kann
Dem gegenüber stehen allerdings lakonische Americana ("Cheap Wooden Cross"), ein bisschen BEATLES während "The Flood" sowie in "Nothing Can Keep Me Away" und "Under A Barking Moon" Slow Blues beziehungsweise Bar-Mucke mit Bläsern. GLOSSARY halten ihre Arrangements relativ ökonomisch, warten aber hier und dort mit mehrstimmigem Gesang beziehungsweise Chören auf ("Keep It Coming"). Mehr Ruppiges wie "When We Were Wicked" hätte für die Dynamik der Platte Wunder gewirkt, obwohl die Band trotz ihres hochragenden Konzepts keine Kitsch-Verbrechen begeht.
FAZIT: "Long Live Us All" ist ein Ja zum Leben mit allen Konsequenzen, Philanthropie in Mainstream-Songs gegossen und wie gemacht für Freunde von DRIVE-BY TRUCKERS oder THE HOLD STEADY, was die Protagonisten zwar sympathisch, aber auch ein Stück weit beliebig macht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.03.2013
Bingham Barnes
Joey Kneiser, Kelly Kneiser
Joey Kneiser, Todd Beene
Eric Giles
Kelly Kneiser (Percussion)
Xtra Mile / Soulfood
48:06
28.03.2013