Mit Album Nummer zehn im dritten Jahrzehnt der Bandgeschichte sind die GOO GOO DOLLS arg poppig geworden, haben sich also anscheinend parallel zu ihrem Frontmann liften lassen. Mit Bezug auf die Vergangenheit der Gruppe wäre es undenkbar, "Magnetic" beim Ex-Label Metal Blade veröffentlichen zu lassen.
Ja, die Band hat ihre Wurzeln im kantigen Rock völlig gekappt, und ihre aktuellen Stücke stehen im Zeichen fast typischer Befindlichkeitsmusik, wie sie zu viele Radiosender über den Äther jagen. Man möchte den DOLLS nichts Schlechtes, aber da dieser Stil ewig zu wuchern scheint wie Unkraut, ist "Magnetic" bisweilen einfach "too much. Das flockige "Rebel Beat" lässt man sich mit dem nervigen "This Love" von MAROON 5 im Ohr noch gefallen, doch dann erfolgt ein Ritt durch mit Weichspüler geflutete Jammertäler, in denen Erbauungshymnen wie "Slow It Down" herausragen und Sehnsuchtsinseln der Marke "Bulletproofangel" wegzubrechen drohen, da die Strömung gelegentlich zu stark wird. Zu ersaufen droht die Combo dann, wenn sie auf ihre Schuhe starrt wie während "Come To Me" mit seinem unsagbar platten Text; man stelle sich das mal auf Deutsch vor ...
"More Of You", "Keep The Car Running" und "Last Hot Night" eignen sich praktisch für Achtziger-Dancefloors, wo die Gruppe zwar nicht erst seit gestern assoziativ klingt, aber wenigstens in ihrer Frühphase erfreulich zeitlos wirkte. Diese Phase ist mit "Magnetic" leider endgültig vorbei, und auch wenn die neuen Tracks in ihrer Abgeschmacktheit beim Mainstream funktionieren: Während "When The World Breaks Your Heart" rutscht der Hörer auf Streicher-Kotze aus, und wenn Rzeznik von Sternchen-Tattoos singt beziehungsweise Phrasen wie "life is all I wanna feel tonight" drischt, ist man auch selbst zum Auswerfen der jüngsten Malzeit geneigt.
Sogar die auf der Scheibe vorhandene Handvoll Power Chords ("Caught In The Storm", das ebenso wie die nichtige Ballade "Happiest Of Days" von Takac intonierte "Bringing On The Light") muten zahnlos an ... Nur ein bisschen mehr davon, und man hätte den Musikern ihre Wandlung verziehen, weil sie glaubwürdig wirkt, sich heuer aber nicht in euphorisierenden Stücken äußert.
FAZIT: GOO GOO DOLLS sind mittlerweile eine Band für Freunde eigentlich britischer Mittelschul-Rockmusik, die keine ist, weil sich die Macher schaumbremsen lassen beziehungsweise dies so möchten. Am Ende des Tages gehen "Magnetic" aber die richtig großen Hooks ab, obwohl dieser Eindruck vielleicht deshalb besteht, weil ihre Gesten von Liebe, Leid und durchaus ehrlich gespendeter Zuversicht vor den ersonnenen Arrangements schlichtweg zu abgedroschen klingen.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2013
Robby Takac
John Rzeznik, Robby Takac
John Rzeznik
Mike Malinin
Warner
39:23
07.06.2013