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Heaven Shall Burn: VETO

Stil: Metalcore

Cover: Heaven Shall Burn: VETO

O.K., ich bin nicht der größte HEAVEN-SHALL-BURN-Fan in dieser Redaktion, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass der Jagdverband Bremerförde eine nicht unbeträchtliche Summe fließen ließ, um die von der Bild-Zeitung initiierte Bloßstellung dieser linksextremen Krawalltruppe und Jägerjäger nicht komplett abflauen zu lassen. Und deshalb rufe ich hiermit ganz offiziell dazu auf, als Zeichen der Abneigung bei Konzerten der Band in die vorderen Reihen zu rennen, dort wild die bitte frisch gewaschenen Haare zu schleudern, die Arme mit geballten Fäusten in die Luft zu strecken um letztendlich unseren christlichen Glauben durch das Teilen des Publikums in zwei Hälften und anschließendes Aufeinanderzurennen und wildes Umarmen Ausdruck zu verleihen. Zeigen wir es diesen Barbaren aus der Ostzone.

Worum geht’s? Es geht natürlich um den hochnotpeinlichen Bild-Zeitungs-Artikel zu „Hunters Will Be Hunted“. Aber immerhin muss die verehrte Jägerschaft den Titel ja zur Kenntnis genommen haben, sonst würde sie nicht wie ein kleines Kind rumheulen. Und immerhin dürfte die ganze Aufregung HEAVEN SHALL BURN glücklicherweise in die Arme spielen und macht so ordentlich Promotion für das 7. Album der Thüringer. Und auch als Nicht-Fan darf man an „VETO“ Gefallen finden, hat die Scheibe doch alles, was ein gutes Metal-Album ausmacht.

„Godiva“ über eben jene Lady, die auch das Cover ziert, läutet die Scheibe mit melodischer Schweden-Schlagseite ein, bevor es noch eine schöne Ballernummer wird, und auch im Verlauf wird locker ein ganzer Haufen Melodien eingestreut ohne „VETO“ ein gehöriges Maß an Härte zu nehmen. „Land Of The Upright Ones“ ist schon aus dem großartigen Studioreport der Band bekannt und eine ganze Ecke härter als der Opener. Marcus Bischoff zeigt, dass er nicht nur ein guter Live-Entertainer ist, sondern auch auf Konserve eine ganze Reihe von Facetten parat hat. „Die Stürme rufen dich“ ist erneut dem Chilenen Victor Jaras gewidmet und wartet mit teilweise deutschen Texten auf, das bereits erwähnte „Hunters Will Be Hunted“ walzt ordentlich und ketzt ordentlich gegen diejenigen, die für unser aller täglich Fleisch sorgen und die Ökosysteme intakt halten. Der nächste und heftigste Schlag geht mit „You Will Be Godless“ gegen die Katholische Kirche, die ja nicht nur mit Kindsmisshandlungen in den Schlagzeilen steht, sondern auch auf ganz legale Weise mit dem „Dritten Weg“ tausende Angestellte das Streikrecht vorenthält und diese so knechten darf. Wer nun meint, dass ihm „Valhalla“ irgendwie bekannt vorkommt, hat Recht, handelt es sich doch um eine Coverversion BLIND GUARDIANs, auf der sich Hansi Kürsch nicht nehmen lässt, einen Teil des Textes selbst einzusingen. Und spätestens wenn der Refrain erschallt, weiß man, wann live die Post abgehen wird. Großartige Version und absoluter Hit. Erwähnenswert ist noch „Like Gods Among Mortals“ mit BOLT-THROWER-Schlagseite und das mit dezenten Keyboards unterlegte „53 Nations“, bis schlussendlich das melodiöse und überwiegend instrumentale „Beyond Redemption“ den würdigen Ausklang eines begeisternden Albums gibt.

FAZIT: HEAVEN SHALL BURN ist ein überraschend gutes Album gelungen, das gut zwischen Melodie und Härte austariert ist. Wer auf Tits-und-Biker-Texte steht, ist bei HEAVEN SHALL BURN bekannterweise falsch, aber vielleicht könnte er ja mal wieder Jäger...

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2013

Tracklist

  1. Godiva
  2. Land Of The Upright Ones
  3. Die Stürme rufen dich
  4. Fallen
  5. Hunters Will Be Hunted
  6. You Will Be Godless
  7. Valhalla
  8. Antagonized
  9. Like Gods Among Mortals
  10. 53 Nations
  11. Beyond Redemption

Besetzung

  • Bass

    Eric Bischoff

  • Gesang

    Marcus Bischoff

  • Gitarre

    Alexander Dietz, Maik Weichert

  • Schlagzeug

    Matthias Voigt

Sonstiges

  • Label

    Century Media Records

  • Spieldauer

    49:28

  • Erscheinungsdatum

    19.04.2013

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