David Melbye ist ein schrulliger Einzelkämpfer aus Los Angeles, der dem dortigen Glam eine lange Nase dreht und ein psychedelisches Ding durchzieht, wie es authentischer und nicht zuletzt ob seiner Seltenheit origineller nicht sein könnte - Musik zum Assoziationen knüpfen und am Ende doch dumm dastehen ...
Nach der spukhaften "Prelude" mit Synthesizer, sexy Groove und herumgeisterndem "Uh" (letzteres ein immer wieder auftauchendes Stilmittel), ist der Stimmungs-Tenor etabliert. HEAVY WATER EXPERIMENTS verstehen sich auf unheimliche Musik, hart am Puls (aber nicht an sich hart) der späten Sechziger und darob hypnotisch wie spannend, da sich Melbye keinen Grenzen zu setzen scheint. "Black Glass Chateaux" verbindet Analog-Synths mit Vibrafon-Klang und urtümlichen Fuzz Doom mit einer sehr eingängigen Gesangsmelodie, die Wehmut verbreitet. Im folgenden "Afterlives" schwingt sich der Sänger vor noch feisterer Kulisse zum Zeremonienmeister auf, wobei man an eine Messe obskurer Sekten denken mag, wie es sie zur Hippie-Zeit gehäuft gab.
Charakteristisch für den Sound des Projekts ist neben dem achtsaitigen Bass ("Downward Spiral Stairways" wäre ohne undenkbar) die Ziegenbock-Stimme des Machers, welche an Arthur Brown und Roger Wooton denken lässt, Exzentriker wie Dave vermutlich auch selbst. Seine allzeit kompakten Tracks kennen zwar keinen Modus außer diesem, gestalten sich aber sehr abwechslungsreich dank der grenzenlos eingesetzten Klangfarben. "Course Of Empire" mutet ob des Cembalo-artigen Keyboards possierlich an, doch sein finsterer Text widerlegt diesen Eindruck - ein Dualismus, der HEAVY WATER EXPERIMENTS stets spannend und interessant hält ... als bedürfte es dessen angesichts verspielter Kompositionen wie "I Almost Exist", die insbesondere rhythmisch beeindrucken.
"Philosopher Queen" ist letztlich ein in sich geschlossenes Album und würde bei einschlägigen Labels sowie mit passendem Etikett versehen ("Occult", "Retro") für höhere Absatzzahlen sorgen, als es wohl bei Intrepid (in den Staaten) und den engagierten Machern hinter Stone Stallion Rex (Deutschland) der Fall ist. Turn on, tune in, smoke out ...
FAZIT: HEAVY WATER EXPERIMENTS evozieren mit ihrer Musik den Eindruck eines berauschenden - tatsächlich - Rituals, haben aber weder die guten Songs vergessen noch krampfhaft versucht, nach außen hin böse zu wirken. Man nimmt dem Künstler seine Geheimniskrämerei ab, weil die Musik (spricht Freunde von RADAR MEN FROM THE MOON oder VIBRAVOID an) für sich selbst spricht, statt wie bei anderen Tapete für heiße Luft zu sein.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2013
David Melbye
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David Melbye
David Melbye
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Stone Stallion Rex / Funeral Industries / Intrepid Sound
43:56
15.03.2012