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Helhorse: Oh Death

Stil: Stoner Rock / Sludge

Cover: Helhorse: Oh Death

Die Taufe des neuen Fohlen aus dem HELHORSE-Stall verströmt den süßen Duft der Sehnsucht. „Oh Death“, stöhnt der zu Erlösende, als das aus Sehnen, Augen und Zähnen bestehende Seelenpferd auf ihn zugaloppiert und einen Mordskrach veranstaltet – und nennt dabei nur das Offensichtliche beim Namen im Angesicht seines bevorstehenden Endes.

Ungeordnetes Chaos von prinzipiell zusammengehörigen Bestandteilen vereint sich auf dem Nachfolger des Stoner-Hardcore-Bastards „Of Wolves And Vultures“ zu einer fragilen Form, die Unbehangen verursacht, weil sie so instabil wirkt. Auf die Kunst sei geschissen, behauptet gleich das erste Stück, was sich in der fast intuitiven Abfolge von einerseits zwar jeweils ausdefinierten, andererseits aber nach Lust und Laune zusammengesetzten Genremerkmalen abzeichnet. Wie klassischer, repetitiver, riffbasierter Stoner Rock beginnt „Fuck Art, Let’s Kill“ typisch mit Rückkopplungseffekt und hypnotischer Wiederholung, das heißt aber noch lange nicht, dass das so bleiben muss. Der auf dem Vorgänger so präsente, Vintage-typische Hammer-On mit zwei sich schnell abwechselnden Tönen weicht einer Orgel und liefert damit ein noch deutlicheres Bekenntnis zum Blues- und Retrorock, etwa in der Art wie CLUTCH ihn pflegen, ohne deswegen aber ganz den Hardcore- und Sludge-Grund aufzugeben, der einen Nachgeschmack von MASTODON und KYLESA auf der Zunge hinterlässt.

„The Seams Of Life“ rückt dann erstmals ein Rhodes mit zarter Honky-Tonk-Note in den Fokus, irritierenderweise aber langsam und melancholisch als Intro für ein düsteres Riff gespielt. Der Gesang setzt bezeichnend auch mit der Zeile „In A Cold Black Night“ ein, als stünde der arme Mann frierend vor einer prall gefüllten Westernbar und würde durch die Fenster neidisch das bunte Treiben begutachten, während ihm der eisige Wind um die Eier weht. Daraufhin folgt ausgerechnet „The Carnal Rage“, das auf dem Papier nicht zu viel verspricht und ordentlich aufs Gaspedal drückt. Mit diesem Spagat zwischen der absoluten Freiheit improvisierten Jamrocks inklusive „Yeah“-Effekt und bluesiger Melancholie und Traurigkeit spielen HELHORSE über die gesamte Laufzeit. Die gelegentlichen Hardcore-Spitzen sind dazu da, den Frequenzbereich zusätzlich auszuweiten und der aus Lebensfreude entstehenden Traurigkeit die Aggression folgen zu lassen – am Ende ein recht flächendeckendes Panoptikum des emotionalen Seins. Die Tracklist mit Schlüsselwörtern wie „Life“, „Fuck“, „Hell“, „Rage“, „Death“, „Die“ und „Waiting“ ist ein Zeugnis dessen, insbesondere angesichts der impulsgesteuert wirkenden Anordnung.

Klar, dass Anstrengung und Ausgelaugtheit zur logischen Konsequenz dessen wird. Fix und fertig müssen die Herrschaften sein, nicht etwa, weil die Musik so schnell oder hart wäre, sondern weil die Stimmung so übel umschlägt, ohne dass dies zunächst erkenntlich ist. Oder vielleicht auch, weil das Album so klingt, als sei es in einem Guss durchgezockt worden.

FAZIT: Der Stoner-Markt wirft zwar derzeit noch coolere, staubigere Platten ab (aktuell beispielsweise die neue RED FANG), aber HELHORSE spielen gekonnt auf der Klaviatur der emotionalen Verarbeitungstadien eines unglücklichen Ereignisses. Ist „Oh, Death“ fetzig? Traurig? Aggressiv? Man weiß es nicht so recht. Dazwischen liegt der Reiz.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2013

Tracklist

  1. Fuck Art, Let's Kill
  2. Hell Hath No Fury
  3. The Seams Of Life
  4. The Carnal Rage
  5. Red Eye
  6. Climb Through Fire
  7. Kill Your Self
  8. Diggin' A Hole, Waiting To Die
  9. Death Comes To The Sleeping
  10. And His Name Is Death
  11. Scorch The Earth

Besetzung

  • Bass

    Søren Nybo Hansen

  • Gesang

    Mikkel Wad Larsen, Aske Kristiansen, Stephan C. Krabsen

  • Gitarre

    Jakob Møgelcunt, Stephan C. Krabsen

  • Schlagzeug

    Jesper Bergstedt

  • Sonstiges

    Aske Kristiansen (Rhodes)

Sonstiges

  • Label

    Mighty Music

  • Spieldauer

    42:42

  • Erscheinungsdatum

    23.09.2013

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