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Helloween: Straight Out Of Hell

Stil: Power Metal

Cover: Helloween: Straight Out Of Hell

Bitte beachtet auch unser <a href="http://www.musikreviews.de/artikel/Helloween-Straight-Out-Of-Hell-Massen-Review-59/">HELLOWEEN Massen-Review</a> unter den Kolumnen!

Seit fast 30 Jahren konstant mindestens gutklassige Alben zu veröffentlichen – eine, maximal zwei Ausnahmen bestätigen die Regel – ist schon schwer genug. Dabei aber in den letzten Jahren noch den Spagat hinzubekommen, sowohl die Tradition zu bewahren als auch neue Einflüsse zuzulassen, das gelingt nur wenigen Bands. HELLOWEEN gehören fraglos dazu – auch wenn das in ihrem Heimatland nur wenige wirklich hören wollen. Mit "Straight Out Of Hell" gibt es jetzt das 14. Studioalbum, das wieder einmal alle Trademarks der Kürbisköpfe aufweist, aber dennoch mit der einen oder anderen stilistischen Überraschung aufwartet.

Nach dem latent düsteren Vorgänger "7 Sinners" hat sich die Firma Helloween Gbr (Weikath, Deris Großkopf) diesmal dazu entschlossen, ein deutlich positiver und freundlicher klingendes Album aufzunehmen; ein Album, das ganz stark auf die frühen Jahre der Band Bezug nimmt, ein Album, das einerseits urtypische HELLOWEEN-Kindermelodien beinhaltet, andererseits aber auch reichlich Ecken und Kanten besitzt.

Das als Einstieg gewählte "Nabataea" ist nicht nur inhaltlich ungewöhnlich – es geht um die Hochkultur im heutigen Nahen Osten, die vor rund 3000 Jahren die Grundlagen unserer heutigen Demokratie legte –, sondern ist mit seinen entsprechend fernöstlich inspirierten Soundelementen auch musikalisch als erste Videoauskopplung durchaus mutig, mit einer Länge von sieben Minuten zudem nicht eben leicht konsumierbar. Das textlich stumpfe "Asshole", das mit seiner musikalischen Flachheit bei Livekonzerten allerdings recht gute Resonanzen ernten dürfte, zählt eben zu den eher ungewöhnlichen Stücken wie "Wanna Be God", das Andi Deris mehr oder wenig zufällig in die endgültige Form brachte, als er im Studio bis auf Drums und seine Stimme alle weiteren Spuren stumm schaltete.

Dem gegenüber stehen Stücke, die so typisch für HELLOWEEN sind, dass man sie – wenn man sich die entsprechende Stimme des damaligen Sängers Michael Kiske dazu denken würde – problemlos auf die "Keeper"-Alben packen könnte. "World Of War" schafft die Gratwanderung zwischen anfänglichen PET-SHOP-BOYS-Gitarren, eingängigem Refrain und Thrash-kompatiblen Riffs, "Far From The Stars" und der Titeltracks sind überbordende Happy-Melodic-Speed-Metal-Songs, wie sie (fast) nur HELLOWEEN zustande bringen. "Waiting For The Thunder" und "Live Now!" fahren beide auf der etwas melodischeren, rockigeren Schiene, "Burning Sun" und "The Churchs Breaks Down" vereinen spielerische Brillanz und Hochgeschwindigkeitsmetal.

"Straight Out Of Hell" wäre freilich kein HELLOWEEN-Album, wenn es nicht auch etwas zu kritisieren gäbe. "Hold Me In Your Arms" ist eine Ballade, die so medioker ist, dass sie eigentlich noch nicht einmal als Single-B-Seite auf die Öffentlichkeit hätte losgelassen werden müssen. Das Cover ist Computer-Schrott-Stangenware und ein Schlag ins Gesicht für jeden, der auf die alten, handgezeichneten Bilder früherer Kürbis-Veröffentlichungen steht. Und beim Thema Sound haben es Band und Produzent Charlie Bauerfeind ein wenig übertrieben: Statt den Songs ihre Freiheit zu lassen, kracht und rumst es an jeder Stelle. Soundlöcher? Quasi nicht existent, jede kleine Lücke wurde mit Keyboards und Effekten geschlossen. Das fordert dem Hörer hier und dort ganz schön was ab; eine Anstrengung, die auch die Ballade in der Mitte der Scheibe nur wenig zu lindern mag.

FAZIT: Das alles kann jedoch nicht verhindern, dass "Straight Out Of Hell" ein durch und durch bärenstarkes HELLOWEEN-Album geworden ist. Speed, Melodien, Härte, frische Ideen und ein Andi Deris, der möglicherweise nie besser, flexibler und variabler klang als hier, machen aus "Straight Out Of Hell" ein Album, das sich im Ranking der HELLOWEN-Alben recht weit vorne einsortiert. Und in der Deris-Abteilung definitiv auf dem Treppchen landet.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2013

Tracklist

  1. Nabataea
  2. World Of War
  3. Live Now!
  4. Far From The Stars
  5. Burning Sun
  6. Waiting For The Thunder
  7. Hold Me In Your Arms
  8. Wanna Be God
  9. Straight Out Of Hell
  10. Asshole
  11. Years
  12. Make Fire Catch The Fly
  13. Church Breaks Down

Besetzung

  • Bass

    Markus Großkopf

  • Gesang

    Andi Deris

  • Gitarre

    Michael Weikath, Sascha Gerstner

  • Schlagzeug

    Dani Löble

Sonstiges

  • Label

    Dragnet Columbia/Sony

  • Spieldauer

    60:04

  • Erscheinungsdatum

    18.01.2013

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