Zufällig-Mithörer-Kommentar nach zwei Minuten des Openers „Schwarzer Engel“: „Ist denen das gar nicht peinlich?“. Nun, zumindest ist die Hemmschwelle, was das Betreten vorhandener, äußerst erfolgreicher Spuren betrifft, bei HEMESATH zweifellos ziemlich niedrig. Der Mut, diese auch beim Namen zu nennen, hingegen bei der Promofirma nicht vorhanden, denn im Infoblatt den Namen RAMMSTEIN nicht zu erwähnen, ist fast schon albern. Dafür steht da, dass die 'Neue Münsterländer Härte' live mit Pyrotechnik und Sondereffekten arbeitet. Aaah ja...
Nicht genug also, dass die sechsköpfige, dem Bandfoto nach gestandene Herrenriege auf ihrer Debüt-EP „Rosenrot, oh, Rosenrot“ ... äh..., Quatsch, sorry, natürlich auf „Rot, So Rot“ voll auf Till-Lindemann-Vocals setzt und sich zudem an diversen Textfragmenten und Schlagwörtern der Berliner Millionenseller bedient. Die Songtitel sagen ja fast schon alles. Und dass die Band beim Riff von „Feuer Frei“ nicht selber schmunzeln muss, sollte sie dieses nicht als Tribut verstehen, ist nur schwer vorstellbar.
Vor allem durch den Gesang überhört man dann auch fast, dass es durchaus doch ein paar Unterschiede zu den übergroßen Vorbildern festzustellen gibt. So ist der Gesamtsound etwa nicht ganz so technisch-stählern wie bei RAMMSTEIN und im Gitarrenbereich – drei Klampfer sind hier am Werk und machen ordentlich Druck – bewegen sich HEMESATH oftmals viel mehr im traditionellen Heavy- und auch Power-Metal-Bereich.
Gegen Ende befreien sie sich dann tatsächlich auch zunehmend aus dem selbst erwählten Korsett und können mit „Keine Angst“ auch mal eigene, deutschrockende Akzente setzen. Zur großen Überraschung reicht es damit aber auch nicht mehr; für diese sorgt am ehesten noch, dass für die kräftige Produktion RAGE-Gitarrist Victor Smolski verantwortlich zeichnet.
FAZIT: Ein kleiner Pausensnack für tolerante RAMMSTEIN-Anhänger und auch für NDH-Alles-Gut-Finder durchaus interessant. Im Vergleich zum originalen Großbrand sind HEMESATH aber nicht mehr als ein Strohfeuer, für dessen Entzünden man sich in Berlin ein Feuerzeug mit bekanntem Schriftzug gekauft hat. Oder geklaut.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2013
Peter Bernhardt
Christopher Zumbült
André Rasfeld, Mick Lück, Wolle Broschk
Frank Schoppengerd
Eigenproduktion/Germusica
24:29
19.07.2013