Die Klischees der zeitgenössischen deutschen Musiklandschaft weitgehend umschiffend und wunderbar poetisch getextet ist das, was uns im Klangkosmos der Hamburger HERRENMAGAZIN entgegenschallt.
Die Hanseaten springen weder auf den schon längst abgefahrenen Silberjulihelden-Zug auf, noch versuchen sie, einen auf Ersatz-TOMTE, -TOCOTRONIC oder -SPORTFREUNDE STILLER zu machen. Stattdessen wildern die Herren einfach im Musikdickicht umher und brauen einen relaxten, geerdeten Mix aus Wave, Indie, Pop, Postpunk und generell halblautem Rock unterschiedlichster Couleur, der neben den erwähnten anspruchsvollen Texten durch intelligente Arrangements angenehm unplatt beim Hörer ankommt.
Klar, beim Hören dieses dritten Albums fliegen statt Tattoos, Lederjacken und langgewachsenen Kopfbehaarungen eher Strubbelfrisuren, komische Kleidung und Nerdbrillen über die innere Leinwand, doch HERRENMAGAZINs musikalische Aura ist deutlich nahbarer als die so mancher anderer Deutsch-Indie-Kapellen, die Jungs sind weniger verkrampft, weniger zwangseloquent, alles wirkt einfach so, als wäre es einfach aus ihnen herausgeflossen.
FAZIT: Immer wieder wird deutschsprachige Rockmusik belächelt, doch HERRENMAGAZIN sind ein lautstarkes und stichhaltige Argumente bietendes Antistatement gegen dieses Dilemma.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2013
Paul Konopacka
Deniz Jaspersen
Deniz Jaspersen, König Wilhelmsburg
Rasmus Engler
Delikatess
36:08
15.03.2013