Bereits vor fünf Jahren in Chicago gespielt, veröffentlichen HOT WATER MUSIC nun den Mitschnitt eben dieses Konzerts, welches sich auf zwei Tage verteilt hat. Und das wahlweise auf einem 3-LP- oder 2CD+DVD-Pack. Für diese Besprechung liegt allerdings „nur“ eine MP3-Promo vor. Und eben diese sollte definitiv über eine Anlage gehört werden, denn: der erste Hördurchlauf auf dem MP3-Player erinnerte mit dem Höreindruck mehr an ein Livemitschnitt in einem kleinen bis mittelgroßen Club als an einen veröffentlichten Konzertmitschnitt. Das mag auch daran liegen, dass scheinbar im Nachhinein nicht sonderlich viel Soundkosmetik betrieben wurde. Musik generell ist ja immer schon Geschmackssache und das gilt insbesondere auch für Liveaufnahmen: sollte der Sound lieber rein und sauber aus den Boxen kommen oder liefert ein rauer, „schmutziger“ Sound doch viel mehr den Eindruck, tatsächlich das live-Konzert zu hören? In diesem Fall wurde letzterer Weg gewählt. Und das ist auch gut so, schließlich will man ja auch einen Unterschied zu den Studioveröffentlichungen hören können. Allerdings könnte man noch etwas mehr Geräusche aus dem Bereich vor der Bühne einstreuen, das Publikum hört man in der Regel nur zu Beginn und Ende der jeweiligen Songs und dann auch eher verhalten. Aber auch was das angeht, gibt es mit Sicherheit andere Ansichten.
Zurück zur Musik an sich: abgesehen vom 2012 veröffentlichten „Exister“ finden sich auf der Liveaufnahme Songs von allen bis dahin produzierten Alben der Band. Damit sollte also für Fans aller Schaffensphasen etwas dabei sein. Großer Pluspunkt gegenüber Livealben anderer Bands, die sich auf ein oder zwei Platten konzentrieren. Hörvergleiche gegenüber den Studioversionen fehlen, es ist allerdings zu hoffen, dass sich auch das „Ausgangsmaterial“ so geschmeidig durch die jeweiligen Laufzeiten rockt. Der Gesang, insbesondere an den Stellen, an denen er zweistimmig wird, oder im kraftvollen „Moonpies For Misfits“ trägt einen ganz großen Teil zur Gesamtqualität der Scheibe bei und vermag an vielen Stellen über teilweise etwas seichte Gitarrenspuren hinweg zu trösten. Und dennoch können die Lieder selbst zu großen Teilen überzeugen.
FAZIT: Alles in allem ist es schön, dass für Livealben keine Punkte vergeben werden, denn ich bin mir nicht sicher, wo ich „Live In Chicago“ einsortieren würde. Denn einerseits transportiert die Aufnahme eine schöne, verrauchte und verschwitzte Atmosphäre und kann an vielen Stellen den Fuß zucken lassen, auch ohne die Band zu kennen. Andererseits wird das Album aber auch recht schnell langweilig.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.02.2013
Jason Black
Chuck Ragan, Chris Wollard
Chuck Ragan, Chris Wollard
George Rebelo
No Idea Records
96:13
18.01.2013