Einige Mitglieder von HYBRIS waren früher in Black-Metal-, Sludge- und Classic-Rock-Bands unterwegs – zu hören ist davon auf dem Debüt „Heavy Machinery“ allerdings nichts: Geboten wird stattdessen räudiger Thrash Metal mit einer starken progressiven Ausrichtung. HYBRIS kommen aus London, was zunächst einmal überrascht, denn zum einen würde man in der britischen Hauptstadt kaum noch „echte“ Metalbands verorten, zum anderen klingt die Band eher nach den USA denn nach Großbritannien.
Eine gute Dreiviertelstunde wird hier geprügelt und geproggt. Die Riffs erinnern zwar oftmals an die Hochphase des Bay-Area-Thrash, bevorzugt die etwas heftigere Gangart wie beispielsweise von EXODUS praktiziert, doch wird das ganze manches Mal übertrieben ins kompositorische Chaos gestürzt. Manche Parts auf „Heavy Machinery“ klingen anstrengend, dissonant, manchmal wie gewollt auf „anders“ getrimmt. Wo beispielsweise bei Bands wie VOIVOD oder SADUS bei aller Komplexität am Ende des Songs dennoch ein roter Faden erkennbar war – wenngleich hin und wieder auch nur als wirres Wollknäuel –, bleiben die Songs bei HYBRIS oftmals nur aneinander gesetzte Fragmente, durchsetzt mit Breaks und ADHS-Riffing. Und auch von Insider-Legenden wie CORONER oder TOXIK bleiben die Engländer weit entfernt.
Gepackt wird das Ganze, die nächste Merkwürdigkeit dieses Albums, in ein eher modernes Soundgewand – angesichts der tief in den 80er-Jahren verwurzelten Klänge wäre vielleicht eine weniger steril und klar tönende Produktion sinnvoller gewesen.
FAZIT: Das Genre „Tech Thrash“ stand in den späten 80er-, frühen 90er-Jahren für anspruchsvolle Musik, die bei aller Härte musikalische Höchstleistungen bot. „Heavy Machinery“ klingt dagegen so verkrampft verkopft, als würden die Musiker/innen mit aller Macht versuchen, ihre (zweifelsfrei vorhandene!) spielerische Überlegenheit anzubringen. Die Songs bleiben dabei leider auf der Strecke.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2013
Liv
Fang
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Candlelight
46:10
13.09.2013