Aller Anfang ist schwer: auch im Falle von HYPOCRISY liegen Welten zwischen dem musikalischen Beginn ihrer Karriere und der Neuzeit. Bedenkt man, dass die Band inzwischen eine sehr melodische Richtung im Death Metal eingeschlagen hat, wirken die beiden Alben „Penetralia“ und „Osculum Obscenum“ noch um einiges plumper – dafür aber unverbrauchter und voller Energie.
Musikalisch zwar klar im Death Metal angesiedelt, gab es thematisch noch klare Ausrichtung in den Black Metal-Sektor. Beide Alben haben auch heutzutage ihre Momente und so überzeugen auch heute noch Songs wie ’God Is A Lie’ oder ’Penetralia’ von gleich genannter Platte. ’Pleasure Of Molestation’ von „Osculum Obscenum“ ist einer der besten Songs, den HYPOCRISY je geschrieben haben und es verwundert kaum, dass ihn die Band auch jetzt noch in ihrer Live-Setlist hat. Auf der anderen Seite gibt es auf beiden Platten aber auch genug durchschnittliche Songs – vor allem auf „Osculum Obscenum“ findet sich recht viel Füllmaterial, das sehr gleichförmig klingt.
Das Re-Release allerdings punktet nirgends: hässliches Cover, einfallslose Pappbox, billiges Booklet, welches ohne Artworks, ohne Texte oder gar Liner Notes daherkommt. Die Fotomontagen sind an Dilettantismus kaum zu übertreffen – das Ganze gab es schon einmal als miserables Remake im Digipack. Die CDs selbst sind in Papier-Cardsleeves gestümpt – von der Aufmachung her also in jeder Hinsicht weit unter Durchschnitt.
Das Remaster selbst hinterlässt auch keinen echten Eindruck – der wuchtige Sound, der zum Teil zu bassig daherkam, klingt auch noch heute etwas zu derb und man spürt keine echte Veränderung. Die Bonustracks glänzen auch mehr mit Authentizität als mit Qualität, Gitarren hört man auf den insgesamt fünf Live-Tracks nämlich so gut wie gar nicht.
FAZIT: Die beiden ersten Alben von HYPOCRISY gehören ohne Frage in jede Death Metal-Sammlung. Der damalige Kurs der Band war um einiges rauer und brutaler als der glatte, sauber produzierte Sound der Neuzeit. Die sparsame Umsetzung des Re-Releases und auch das wenig ergiebige Bonusmaterial stellen den Sinn dieser Wiederveröffentlichung allerdings sehr deutlich in Frage.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2013
Mikael Hedlund
Masse Broberg
Peter Tägtgren
Peter Tägtgren
Lars Szöke
Nuclear Blast
100:57
12.07.2013