Mit Mitgliedern seiner Combo MOSTLY AUTUMN, von PANIC ROOM und FISH (Gavin Griffiths) hat Iain Jennings acht Jahre nach "Breathing Space" - dem Album, aus dem die gleichnamige Band hervorging - sein zweites Soloalbum auf den Markt geworfen, das den Ansprüchen des Künstler vermutlich aus Budget-Gründen (betrifft auch die CD-Aufmachung) nicht vollends gerecht werden will.
Lässt man das Konzept um Identitätsfindung und die Frage nach der tatsächlichen Wirklichkeit außen vor, gefällt "My Dark Surprise" in erster Linie unter Berücksichtigung der Frage, was ein talentierterer Kerl als Jennings - langjähriger Kitsch-Fabrikant mit seiner Hauptband - mit den hier verbratenen Ideen gemacht hätte. Das Rohmaterial zum Titelstück - billiges Dancefloor-Keyboard nebst Drumcomputer und ... Autotune-Todsünde! - hätten beispielsweise MAN ON FIRE gerade auch wegen James Russells leidenschaftlichem Sax-Beitrag zu einem Höhepunkt poliert, und das roboterhafte "Stand Inside The Shadow" hat ein bisschen etwas von JAPANs Artpop oder ZEEs Kuriosum "Identity" von 1983. In den härteren Abschnitten ("Take Control") bleibt die Scheibe aber vornehmlich symphonischer Prog zweiter bis dritter Klasse.
Die reduzierten Tracks - vor allem die Klavierballade "Hiding From My Fears" und das vor gleichem Hintergrund etwas üppiger arrangierte "That's Why I Fly" - klappen letztlich am besten. Stuart Fletcher von John Squires THE SEAHORSES ragt als melodisch einfühlsamer Bassist heraus, etwa im kraftvollen "Change The Shape" und während der zweiten Hälfte von "A Choice To Make A Change". Jennings Musik wirkt betulich, was dem Barden nur während des eleganten "A Mirror Of Me" gut steht, er selbst stimmlich nachgerade müde bis lustlos. Was also soll der Terz?
FAZIT: Iain Jennings markiert auf "My Dark Surprise" ein wenig den Peter Gabriel der Achtziger für Arme ("Just Your Genetic"), ist aber weder visionär noch spritzig in dem, was er tut, sodass er von seinen Mi(e)tmusikern überstrahlt wird - ein leichtes angesichts durchschnittlicher Songs mit bemüht tiefschürfenden Texten, denen man nicht lauscht, weil die Singstimme auf Distanz bleibt.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2013
Stuart Fletcher
Mark Chatterton
Liam Davison, Andy Newlove, Colin Elsworth
Iain Jennings
Gavin Griffiths
James Russell (Saxofon)
Eigenvertrieb
56:46
04.10.2013