Hurra, Classic Rock! Endlich mal wieder ein Album, das mit staubtrockener Produktion, Boogie-Anleihen und 70er-Jahre-Gitarren daher kommt. Dass noch niemand vorher auf diese Idee gekommen ist… Ok, den Ironie-Modus mal außer Acht lassend: IMPERIAL STATE ELECTRIC, die Band um Ex-HELLACOPTERS-Sänger Nicke Andersson, sorgt auch auf ihrem vierten Album für Nachschub im nicht enden wollenden Fluss des Schlaghosen-Schnauzbart-Rocks. Und wie schon auf den früheren Alben ist auch auf „Reptile Brain Music“ die Qualität von eher schwankender Natur.
Coole, lässig swingende Songs mit ordentlich Drive und Punch – wie beispielsweise „More Than Enough Of Your Love“ oder „Down In The Bunker“ – lassen die Mundwinkel nach oben gehen, sorgen mit rotzigem KISS- oder SUZIE-QUATTRO-Charme für wippende Füße. Dem gegenüber stehen aber leider zu viele Langweiler, die schlicht und ergreifend nicht aus den Latschen kommen. „Dead Things“ etwa ist symptomatisch betitelt, „Stay The Night“ regt reflexartig zum Einschlafen an. Da hilft es auch nicht, wenn die Band selbst angesichts des kryptischen Albumtitels von künstlerischem Anspruch schwafelt und die Musiker allesamt mehr können als nur ein Instrument bedienen. Angesichts der kurzen Spielzeit sind die qualitativen Schwankungen nur schwer zu verschmerzen.
FAZIT: Nein, die HELLACOPTERS sind Vergangenheit, IMPERIAL STATE ELECTRIC trotz des rückwärtsgewandten Klangs die Gegenwart. Leider schaffen es Nikke und seine Spießgesellen nur selten, wirklich mitreißende Songs zu schreiben. Und an der Stelle stellt sich dann eben auch die Frage nach der Zukunft.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2013
Dolf de Borst
Nicke Andersson, Dolf de Borst, Tobias Egge
Nicke Andersson, Tobias Egge
Tomas Eriksson
Psychout Records
34:32
29.11.2013