Nach seinem Ausscheiden bei VIRGIN STEELE trat Jack Starr vor nun schon über 30 Jahren die Flucht nach vorne an, indem er sich die Hintermannschaft von THE RODS sowie Goldkehle Rhett Forrester (unter anderem RIOT) zur Hand nahm, um diesen Mini-Klassiker des zugänglichen US-Metal aus der Taufe zu heben. Zum Geburtstag der Scheibe hat MYSTIC PROPHECYs R.D.Liapakis das Mastering übernommen (und den Sound nicht "modern" verschandelt wie bei manchen seiner aktuellen Arbeiten), während das federführende Label sechs Bonustracks bergen konnte.
Dem Zeitgeist entsprechend legt "Out Of The Darkness" Zeugnis von Amerikas Einflüssen in Sachen Metal zu Beginn der Achtziger ab: Bezüge zu IRON MAIDEN lassen sich eher in der hibbeligen Bassarbeit ("Wild In The Streets") erkennen als in Zwillingsharmonien und werden durch forcierte Doublebass-Passagen ("Chains Of Love", das definitive Highlight der Scheibe) ein Stück weit aufgeweicht. Hinzu kommt eine gewollt kommerzielle Hardrock-Kante - höre das das auch auf "Rock City" stehen könnende "False Messiah" oder die Power-Balladen "Odile" sowie "I Can't Let You Walk Away" mit herzlichen Chören, die eines der Hauptmerkmale von Starrs damaliger Musik darstellen. Auch "Eyes Of Fire" wühlt mit seinen Gospel-Girls im Hintergrund auf, während der Popper "Let's Get Crazy Again" zwar nicht verärgert, aber deutlich abfällt. Gleichsam entbehrlich wie schmerzlos: die Kurz-Instrumentals "Scorcher" und "Amazing Grace" in der auch damals nicht ersten Bearbeitung durch einen Metal-Musiker.
Die Boni belaufen sich auf die gesangslosen "Exodus" (toll cineastisch wie virtuos), "Love In The Rain" sowie "Last Date" (eher schwacher AOR beziehungsweise Slow Boogie) und "Sundance Strut" (treibender Halb-Fusion, wäre gut bei Shrapnel aufgehoben gewesen), alle genauso wie das knappe "Interlude In The Afternoon" von Starrs 1991er Soloalbum "A Minor Disturbance". Deswegen passen sie ebenso wenig zum eigentlichen Album wie "Blue Tears Falling", das auf das unveröffentlichte Blues-Album "Take It To The Bank" zurückgeht - macht wenig Sinn im Gegensatz zur allen Zähnen der Zeit trotzenden Hauptmaterial.
FAZIT: "Out Of The Darkness" ist eine leuchtende Fußnote des urban-amerikanischen Heavy Metal der achtziger Jahre und bringt gerade heute Musik zu Gehör, die anscheinend niemand mehr mit solcher Klasse spielen kann - Zeitlosigkeit im besten Sinn also und vielleicht auch ein netter Tribut an Forrester, dessen Tod sich bald zum zehnten Mal jährt und gar nicht oft genug betrauert werden kann. Ob der Kenner diese Wiederveröffentlichung braucht, muss er selbst entscheiden, denn die Zusätze sind im Grunde genommen Makulatur.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2013
Gary Bordonaro
Rhett Forrester
Jack Starr
Carl Canedy
Limb Music
58:43
15.11.2013