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Kashmir: E.A.R.

Stil: Progressiver, atmosphärischer Rock

Cover: Kashmir: E.A.R.

Wenn es eine Band gibt, die mir immer wieder das Gefühl vermittelte, dass RADIOHEAD auch dänische Wurzeln haben könnten, dann ist es KASHMIR. Dass ich neuerdings auch das Gefühl bekomme, die Dänen hätten sogar isländische Wurzeln, indem sie SIGUR RÓS mit „Seraphina“ ein Denkmal setzen, wirkt dann doch etwas überraschend – genauso wie die Tatsache, dass „E.A.R.“ das atmosphärischste und ruhigste Album dieses Dänen-Quartetts geworden ist, das sich garantiert nicht nach einem LED ZEPPELIN-Song benannt hat, so nahe der Verdacht bei diesem Bandnamen auch liegt.

Wer sein Ohr dieser CD und sein Auge dem tollen Digi-Book leiht, der wird schnell feststellen, dass die rockigen Töne von den Moll-Tönen abgelöst wurden und sich ein pessimistischer Grundton in den Texten und Bildern breit macht – oder wie soll man ein Album deuten, das auf „Peace In Our Time?“ mit einem Text ausklingt, der zugleich unsere Demokratie und die Gottesgläubigkeit infrage stellt und zu dem Schluss kommt: “So is it our money's worth...“? Wer in sich geht, erkennt recht schnell, dass KASHMIR den Finger auf die Wunde legen, die wir uns alle selbst geschlagen haben! Dazu passt dann das Cover in Lila mit dem augenlosen Kindergesicht, eingehüllt in Blumen und Schmetterlingsflügeln, ideal.

„E.A.R.“ ist ein trauriges – und gerade darum ein schwer beeindruckendes Album geworden, das einem endlich den Glauben an gute Musik, die uns nach den letzten Alben von DREDG und PATRICK WOLF abhanden gekommen ist, wieder zurück gibt. KASHMIR halten also die Hoffnung aufrecht, dass auch experimentelle, sich in keiner Weise irgendwelchen Pop-Mechanismen anbiedernde Musik hoffentlich mehr Erfolg hat, als jeder Wolf im Dredg-Pop-Schafspelz.

Dunkle Songs mit viel musikalischem Geschick und Geschmack nehmen den Hörer vom ersten basslastigen, mit hohen Gesängen dargebotenen Stück „Blood Beach“ über das mittelalterlich angehauchte und trotzdem mit dezenter Elektronik versehene Instrumental „Trench“ bis zu dem todtraurigen „Peace In Our Time?“ gefangen. So entwickelt „E.A.R.“ eine gespenstige Reise durch die tiefen der menschlichen Seele, in der es einiges, was darin verborgen scheint, zu heben gilt. Unterkühlte KRAFTWERK-Electronics können dabei in „Purple Heart“ schon mal auf warmen Gesang treffen – oder verfremdete Chöre auf sich erhebenden Post Rock und Synthesizerflächen, wie in „Pedestals“. Himmlische Harfen leiten dann „Piece Of The Sun“ ein, während sich langsam eine ruhige RADIOHEAD-Atmosphäre ausbreitet. Und so bleibt mir am Ende nicht mehr viel zu schreiben oder zu sagen – bis auf dieses...

FAZIT: Es ist einfach ein unglaublich gelungenes Album, das uns hier von KASHMIR vorgelegt wird. In sich geschlossen, aber trotzdem für alles offen. Mal warm, mal kalt, mal voller Atmosphäre, aber auch auf Distanz bedacht. Für mich ihr bestes Werk – und das will was heißen, denn die sechs Vorgänger waren auch allesamt mindestens gut. Ein Album für jedes offene E.A.R.!

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2013

Tracklist

  1. Blood Beach
  2. Piece Of The Sun
  3. Peace In The Heart
  4. Seraphina
  5. Milk For The Black Hearted
  6. Trench
  7. Purple Heart
  8. Pedestals
  9. This Love, This Love
  10. Foe To Friend
  11. E.A.R.
  12. Peace In Our Time?

Besetzung

  • Bass

    Mads Tunebjerg

  • Gesang

    Kasper Eistrup

  • Gitarre

    Kasper Eistrup, Henrik Lindstrand

  • Keys

    Henrik Lindstrand

  • Schlagzeug

    Asger Techau

  • Sonstiges

    Per Röeghmann (Füchsespiel, Harpsiharp, Gnober, Percussion, Electric Betaphone), The Kashmir Kid Choir (Gesang)

Sonstiges

  • Label

    Sony Music / Columbia

  • Spieldauer

    55:32

  • Erscheinungsdatum

    22.03.2013

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