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Kate Bush: 50 Words For Snow

Stil: Eiskalter Pop für Flocken im Portemonnaie

Cover: Kate Bush: 50 Words For Snow

Lange, lange, verdammt lange Zeit habe ich mir gelassen, um dieses Album zu besprechen. Und das hatte einen ebenso verdammt guten Grund, denn ich konnte es von Anfang an kaum ertragen. Nicht ausstehen. War mir da irgendwas in meiner Eigenwahrnehmung mit der guten Kate abhanden gekommen?

Die Kritiken zu „50 Words For Snow“ überschlugen sich – diese singende Dame, der aus meiner Sicht ihre Stimme komplett abhanden gekommen war, wurde permanent in allen riesigen, großen, mittleren und kleineren Zeitschriften sowie vielen Internet-Plattformen abgefeiert, während ich zwischen meinen Boxen saß und einfach nicht wahrhaben wollte, welche trübe Musiksuppe da über mich hereinschwappte.

Jetzt, drei Jahre später, ist es wohl doch an der Zeit für diese Abrechnung, denn ich habe erneut versucht, jenes Album zu hören, es zu mögen und es für meine jämmerlichen, miserablen ersten Eindrücke zu rehabilitieren. Doch dieser Versuch ist mit Pauken und Trompeten – selbst wenn die (leider) auf „50 Words For Snow“ nicht enthalten sind – gescheitert!

Auf einer gemeinsamen Fahrt, nicht ins Blaue, sondern auf eine einsame Insel, mit meiner Partnerin, schob ich einfach „50 Words For Snow“ in den Player und stellte die absolut unverfängliche Frage:
„Weißt du, wer hier singt und musiziert?“
Sehr angestrengt lauschte die geliebte Frau neben mir, die viele Titel von KATE BUSH leidenschaftlich liebt, genauso wie eine TORI AMOS oder derzeit LYKKE LI, auf das, was da träge aus meinen Lautsprechern quoll und sich zwischen opernhaftem Tralala, düsterem Gothic sowie Sprech- und qualvollem auf Höhe getrimmten Gesang, der nicht immer passgenau jede Note erwischte, bewegte, zu erkennen? Die Antwort kam ziemlich schlagfertig und erwischte mich, den Musikkritiker, der doch alles immer so fein und genau analysieren will, direkt in die Magengrube:
„Nein, wer ist denn das? Versucht da eine Opernsängerin im Stimmbruch verzweifelt und vergeblich wie KATE BUSH zu klingen?“

Spätestens jetzt war meine Erschütterung über dieses Album perfekt. Genau das Gleiche hatte doch auch ich gedacht. Ich, der Typ, der bei Frau Bush Tränen vergießen könnte, wenn sie den Hügel hinauf läuft (Running Up That Hill), sich in progressive Gefilde wagt (The Dreaming & The Sensual World) oder mit PETER GABRIEL auf „Don't Give Up“ ein Duett schmettert, welches garantiert für alle Zeiten in der Pop-Geschichte unvergessen bleiben wird.

Doch was bitte soll diese düstere Scheibe bedeuten. Will KATE BUSH uns zeigen, dass sie ihre Stimme verloren und ihr jegliche Stimmung gänzlich abhanden gekommen ist? Will sie beweisen, dass sie mit ihrem Namen unter Einbeziehung großer Duett-Partner, wie beispielsweise ELTON JOHN, auf „Snowed In At Wheeler Street“, dem wirklich einzig halbwegs akzeptablem, aber trotzdem noch langweiligem „Schnee“-Song, jede CD-Schneeflocke verkaufen kann, die der puren Schneeschmelze unterworfen ist, aber trotzdem Knete bringt?

Diese Musik lässt kein Wunderland aus Eis und Schnee entstehen, sondern versprüht diese verhasste Kälte in Grau, die jeder Autofahrer verabscheut und jedes rodelnde Kind nicht mag, weil's einfach keinen Spaß macht, sich auf solche Eindrücke freiwillig einzulassen. Da bleibt man lieber zuhause und genießt die wohlige Wärme von „Babooshka“, „The Wuthering Heights“, „The Man With The Childs In His Eyes“ und „The Army Dreamers“!

In solchen musikalischen Momenten können wir wirklich noch träumen und müssen nicht nachzählen, ob wir 50 Worte für irgendwelche Schneeflocken finden, die schneller getaut sind, als dass wir ihre Bezeichnung ausgesprochen hätten.

FAZIT: Liebe Kate-Bush-Fans, lasst eure Finger von diesem Album, das euch zwar den Eindruck vermittelt, es könnte euer Herz erwärmen – doch es ist nur eiskalt wie 50 Worte, die man für irgendwelche Schneeflocken erfindet!

Punkte: 2/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2013

Tracklist

  1. Snowflake
  2. Lake Tahoe
  3. Misty
  4. Wild Man
  5. Snowed In At Wheeler Street
  6. 50 Words For Snow
  7. Among Angels

Besetzung

  • Bass

    Del Palmer, Danny Thompson, Kate Bush, John Giblin

  • Gesang

    Kate Bush, Elton John, Andy Fairweather Low, Stefan Roberts & Michael Wood, Albert McIntosh (der Sohn von Frau Bush)

  • Gitarre

    Dan McIntosh

  • Keys

    Kate Bush

  • Schlagzeug

    Steve Gadd

Sonstiges

  • Label

    Noble & Brite Ltd.

  • Spieldauer

    65:10

  • Erscheinungsdatum

    18.11.2011

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