Aha, aha, aha – in welche Richtung bewegt sich wohl ein Album, das auf „Trip Down Memory Lane“ mit einem Piano-Intro plus einem hingebungsvollen Würdigungs-Sprech-Text für die BEATLES beginnt?!
Genau – nicht in die BEATLES-Richtung ;-)
Obwohl die BEATLES unverkennbar von den fünf Musik-Münsteranern gemocht werden, begehen sie nicht den Fehler, auch so wie diese klingen zu wollen. Ihnen reicht da eher so ein leises Klopfen an die Pilzkopf-Himmelstür, ohne sie aufzustoßen und mit irgendwelchen Plagiat-Latschen niederzutrampeln.
„Tomorrow Will Be Done“ sollte zumindest in der deutschen Pop-Musiklandschaft, die auch gerne mal etwas rockiger sein darf, jede Menge andere Türen aufstoßen. Hier trifft melodiös geschickt arrangierter Pop auf intelligente Texte und ein paar klug gesetzte Rock-Tupfer, die sogar in seltenen Momenten dem Väterchen Prog liebevoll über den ergrauten Kopf streicheln – denn „Every Heart Keeps Beating On“ ist bei LAKESIDE INN nicht nur ein Song-Titel, sondern auch musikalischer Lebensinhalt.
Allerdings ist bzw. war solche Musik in Deutschland nicht unbedingt neu – FOOLS GARDEN beispielsweise, die man dummerweise immer wieder ausschließlich auf ihren „Lemon Tree“ reduzierte, klangen ganz ähnlich, genauso wie die JEREMY DAYS oder PHILLIP BOA in seiner Pop-Phase. Und diese Bands galten anfangs immer als Hoffnung am viel zu biederen deutschen Pop-Himmel, an dem die Brit-Pop-Sternchen am Himmelszelt prangten. Doch leider erwiesen sich besagte Bands viel zu schnell als pure Sternschnuppen.
Nun also treten LAKESIDE INN an, um diesen Himmel durch einen weiteren Stern zu bereichern und es bleibt zu hoffen, dass ihre Musik, die oft auch wie die Familie SMITHS im BEAUTIFUL SOUTH der HOUSEMARTINS, die ihre TEARS OF FEARS vergießen, klingt und geschickt im Verlauf des Albums immer wieder ein wundervolles Piano-Motiv aufgreift, endlich die Aufmerksamkeit in der komplett verpeilten DSDS-Morastlandschaft erhält, die sie verdient. „Ein DSDS-Sumpf zieht am Gebirge hin, verpestet alles schon errungene, den faulen Pfuhl nun abzuziehn“ - dafür macht sich nun auf LAKESIDE INN!
FAZIT: Vergesst Goethe, vergesst Bohlen – hört euch einfach mal dieses einfallsreiche, noch nicht durchgängig überzeugende, aber voller toller Ideen angereicherte Album der Münsteraner an. Schön, dass ein „Made In Germany“ tatsächlich auch im Musikgeschäft mal für Qualität spricht!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.01.2013
Frederik Zeiß
Andre Osthues
Niklas Kiiewe
Nils Angelike
Marco Frasch
Edgar Kammerer (Gitarre), Pia Saatmann (Backing Vocals)
Tresorfabrik / Flying Bird / Rough Trade
45:00
08.02.2013