Verstärkt um die Gastmusiker Jens Johansson (STRATOVARIUS), Joop Wolters vom ewigen Dutch-Prog-Geheimtipp ARABESQUE, Jordan Rudess (DREAM THEATER), Session-Spezialist Marco Sfogli, CLOUDSCAPEs Mike Andersson und Peter Wildoer (DARKANE) möchte Projektkopf Vivien Lalu dennoch im Bandkontext verstanden werden. Sein zweites Album klingt dabei nicht mehr oder weniger geschlossen als das bereits in Ordnung gegangene erste, regt aber auch nicht zu Begeisterungsstürmen an.
Nach neun Jahren erwartet man natürlich etwas Großes, und wenn LALU dies auch nicht zeigen, stagnieren sie auf hohem Niveau, wie man so sagt. Der leicht progressive Melodic Metal des Keyboarders wurde kraftvoll inszeniert und erweist sich glücklicherweise nicht als Gimmick-Geschichte, bei der die jeweils prominenten Beteiligten Aufmerksamkeit heischen, wo die kompositorische Substanz fehlt. Das tut sie zwar nicht, aber wenn sich die zehn relativ kompakten Stücke mit einem Wort zusammenfassen lassen können, lautet dies: unspektakulär. Die Wendungen und Schlenker der Kategorie Virtuosität light erscheinen vorhersehbar, Versuche außerordentlicher Eingängigkeit wie 'Tatonka' oder 'Follow The Line' umso mehr.
Heraus ragen das im Radio-Format daherkommende 'Deep Blue' mitsamt seinem ebenso zarten Vorsatz 'Mirror Prison' und ironischerweise der hauptamtliche Sänger generell, Martin LeMar von TOMORROW'S EVE und natürlich MEKONG DELTA
Leichtfüßigkeit (höre die trippigen Synths in 'Momento' und den Galopp 'Slaughtered') steht LALU besser als zumeist unbewegliche Stakkato-Riffs, die im Prog bekanntermaßen immer als Entschuldigung gelten, wenn den Machern gar nichts mehr einfällt. Klingt dann wenigstens "anspruchsvoll" ...
... wie auch der 20-minütige Abschluss 'Revelations' vor dem alles andere geradezu wie eine Rechtfertigung dafür anmutet, ein ganzes Album herauszubringen. Dem orchestralen Intro folgt eine narrative Passage, und erst ab der Hälfte zieht der Metal ein (inklusive ätzendem Sprechgesang), aber letzten Endes schießt sich der Komponist mit diesem zerfahrenen Brocken selbst ins Bein: Geschwurbel passt nicht zum überschaubaren Hauptteil dieser Scheibe, der insgesamt ein roter Faden fehlt.
FAZIT: Außer Schönklang und gehobener Musikalität nichts gewesen - LALUs zweites Album ist eine satte Enttäuschung ohne Hooks, eine unprofessionelle Aneinanderreihung von zusammenhanglosen Ideen, die man eigentlich von Anfängern erwartet.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.09.2013
Mike LePond
Martin LeMar
Simone Mularoni
Vivien Lalu
Virgil Donati
Sensory / Alive
51:43
06.09.2013