Heimspiel im hohen Norden: LE FLY sind mit ihrer Mischung aus Ska, Hip Hop und Rock mit starkem Lokalkolorit eine nahezu typische Combo für die Hansestadt Hamburg beziehungsweise die Musikszene im umliegenden Schleswig-Holstein. Diese DVD hält das Konzert des Ensembles anlässlich der Veröffentlichung des Albums "Grüß dich doch erstmal" im April 2013 für die Ewigkeit fässt und dürfte angesichts der euphorischen Bilder ein denkwürdiges Erlebnis für Band wie Publikum gewesen sein.
LE FLY warten mit zusätzlichem DJ und Tänzerinnen auf, gleichzeitig da sie die Zuschauer wie in ihrem Metier üblich nicht selten in die Show miteinbeziehen, nicht nur beim eigensinnigen "Affenmanns Medley". Hits wie ebenjener "Affenmann" reihen sich an programmatischen Ska der Marke "Klassenfahrt", "Wir wollen nach Rio" oder "Fliegen", letzteres ausgesprochen "dubbig". Allerdings lässt die Gruppe bei aller Heiterkeit nie das musikalische Niveau außer Acht, wovon speziell melodischer Stoff wie "Freitag Abend" oder "Burnout" zeugt. Hartes Zeug wie "Eckis aus'm Schacht", "Aaahhh", "DB" oder "Shoot Back" gemahnt an Neunziger-Crossover, der ja heute faktisch ausgestorben ist. Dank des Spielwitzes der Musiker gerät auch ein Mitgröhler wie "We Love FC St. Pauli" nicht zur plumpen Veranstaltung, das funky Highspeed-Rappen während "No Tan Solo" hingegen zum Höhepunkt des Gigs, der zum Ende hin in einer einzigen Party für alle Beteiligten ausartet.
Die satt bestückte Bonus-DVD bietet fünf live im Studio mitgeschnittene Tracks mit mehreren Kameraeinstellungen zugleich sowie Songs von LE FLYs viertem Deichbrand-Auftritt in Folge, eine nette Open-Air-Ergänzung zum schwitzigen Indoor-Gig im Hauptteil. Das Komplettpaket verfügt noch über ein hübsch bebildertes Booklet und ist in dieser Form für Dabeigewesene wie Ska-Fans generell eine Sichtung wert.
FAZIT: LE FLY sind deutschlandweit immer noch eine Untergrund-Band, wohl weil sie sich weniger schillernd verkaufen als etwa SEEED, denen dafür wiederum der Rock abgeht. Diese Truppe hingegen besticht durch Freude am Stil-Mischmasch und kann sowohl kraftvoll zubeißen als smooth, wie man so sagt, die Ärsche zum Wackeln bringen, das Ganze dann aber garantiert frei von Sexismen und Bling-Bling-Klischees. Schließlich schnuppert man auf St. Pauli täglich herb salzige Meeresluft.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2013
Thorsten"Jizz" Rainer
Illig, Schmiddlfinga
Habichtjunge, Kui
Robsie
Chris (Posaune). Gastl (Saxofon), Felix (Trompete)
Soulfood
181:16
15.11.2013